Überall spielen Museen eine wichtige Rolle bei der Bildung. Aber wie bekommt man die Leute ins Museum? Jedes Land scheint dabei seine eigene Taktik zu verfolgen. In Österreich ist etwa der Eintritt für Jugendliche bis 19 gratis. Seit mehr als einem Jahr gibt es außerdem die Bundesmuseen Card, die gratis Eintritt für alle Bundesmuseen bietet – allerdings für jeweils einen Besuch.
Von Michael de Werd
Im Gespräch mit public kann Sabine Haag, die Direktorin des Kunsthistorischen Museums, der Karte schon etwas abgewinnen: „Ich betrachte sie als eine Art Schnupperkarte, womit jemand, der mit Museen nicht so vertraut ist, alle einmal besucht.“
Steven Engelsman, der bis 2017 das Weltmuseum leitete, würde sich lieber eine Lösung wie in den Niederlanden wünschen, wo man mit der „Museumkaart“ ein Jahr lang unbeschränkten Eintritt zu allen Museen hat: „Gleich, als ich hier angetreten bin, habe ich es schon vorgeschlagen, aber in Österreich war es noch eine neue Idee.“
Für 59,90 Euro unbeschränkter Museumsgenuss. Bevor er nach Wien kam, war Engelsman Museumdirektor in Leiden, der heimlichen Museumhauptstadt der Niederlande. Das Nationalmuseum für Archäologie gilt als in der ganzen Welt als beispielhaft, und das Museum Boerhaave für die Geschichte der Naturwissenschaften wurde heuer zum Europäischen Museum des Jahres erkoren. Blühen die holländischen Museen gerade wegen der Museumkaart? Seit sie 1981 eingeführt wurde, ist die Zahl der Besitzer auf 1,4 Millionen angestiegen. Mit 59,90 Euro für 400 Museen ist sie ja äußerst preiswert.
„In Vergleich zu anderen Freizeitvergnügungen sind die Museen sehr billig“, meint Hassina Bahar, die eine Studie über das Thema gemacht hat. Das ist auch der Grund, warum sie nicht unter der Wirtschaftkrise gelitten haben. In der Regel sind die Besitzer älter und besser gebildet als der Durchschnitt.
Kultur unter das Volk bringen. Oder soll man die Eintrittspreise ganz abschaffen, wie es 2002 die britische Regierung für die staatlichen Museen gemacht hat? Die Zahl der Besucher hat sich seitdem fast verdoppelt. Mit dem Museum Folkwang in Essen ist auch das erste wichtige Museum in Deutschland dem britischen Beispiel gefolgt. Wie Direktor Peter Gorschlüter gegenüber public meint, hätte die Maßnahme zu Karl Ernst Osthaus, dem Gründer, gepasst: „Er war ein zukunftsweisender Privatsammler und hat als erster in Deutschland van Goghs gekauft ... Der Name Folkwang bedeutet ‚Halle des Volkes‘, und die Idee war, die Kultur unter das Volk zu bringen in einer Gegend, die noch stark vom Bergbau geprägt war.“
Ermöglicht wurde die Maßnahme durch die finanzielle Unterstützung der Kruppstiftung. Allerdings ist seitdem die Zahl der Besucher um 190 Prozent gestiegen und unter Jugendlichen sogar um 500 Prozent. Eine Idee für andere Mäzene oder der für einen kulturliebenden Staat?