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Trotz des vom BMBWF neuerlich überarbeiteten FH-Finanzierungsplans, welcher für die Leistungsperiode 2023/24 bis 2025/26 nun einen Sondertopf für Kooperationen und jährlich 350 neue Studienplätze vorsieht, will die Kritik aus dem FH-Sektor nicht verstummen. Von Tony Bayer
Der Fachhochschul-Entwicklungs- & Finanzierungsplan (FH E&F) des Bundes ist das zentrale strategische Planungs- und Steuerungsinstrument für den Fachhochschulsektor und wird jeweils für den Zeitraum von 3 bis 5 Jahren neu aufgelegt. Dabei geht es vorrangig um die inhaltliche Schwerpunktsetzung für den FH-Sektor und die Höhe der Studienplatz-Fördersätze in Kombination mit der jeweiligen Anzahl neuer, bundesgeförderter Studienplätze. In den vergangenen FH-Entwicklungsplänen war bisher immer ein Ausbau der Anfängerstudienplätze vorgesehen.
Überraschenderweise war dies bei dem im Jänner vom BMBWF vorgelegten und massiv kritisierten Erstentwurf nicht mehr der Fall – mit einer Mitte März präsentierten Neuauflage dieses wichtigen Planungsdokuments wurde dem akuten Fachkräftemangel offensichtlich doch noch Tribut gezollt. Demnach sollen künftig in den Bereichen Digitalisierung, Nachhaltigkeit sowie in den MINT-Fächern (v. a. Technik- und Ingenieurwissenschaften sowie Informatik) je 350 neue Anfängerplätze in drei Ausbaustufen geschaffen werden.
Das von Experten geforderte Ziel, dass zumindest ein Drittel aller Studierenden an Fachhochschulen studieren sollte, würde aber auch unter den aktuellen Voraussetzungen in absehbarer Zeit nicht erreicht werden, befürchtet Ulrike Prommer, Präsidentin der Fachhochschul-Konferenz und Geschäftsführerin der FH Krems.
„Um den Forderungen des Arbeitsmarktes nach mehr topqualifizierten Absolventen entsprechen zu können, muss der Fachhochschulsektor schneller und stärker ausgebaut werden. Dafür sind jährlich 1.200 neue Studienplätze notwendig.“ Einen kleinen Hoffnungsschimmer verspricht zumindest die geplante Neuregelung der Fördersätze der bundesfinanzierten Studienplätze, wobei diese vor allem mit dem Technikanteil des Studiums steigen sollen.
Kein echter Teuerungsausgleich. Obwohl die Sätze ab 1. Oktober 2023 um zehn Prozent erhöht werden sollen, bleiben sie faktisch vorerst gleich. So erhielten die FH zuletzt einen Teuerungsausgleich, durch den die Förderung etwa für einen Studienplatz mit dem höchsten Technikanteil von rund 9.700 Euro ab 1. Jänner 2023 auf rund 10.700 Euro stieg. Dieser Teuerungsausgleich wird nun zurückgenommen und durch eine Valorisierung der Förderung in gleicher Höhe ersetzt. Ab 1. Oktober 2024 wächst die Summe dann auf knapp 11.200 Euro.
„Die hohen Energiekosten und die rekordverdächtige Inflationsrate werden damit wohl nicht abgefangen werden können“, vermutet Günter Horniak, Studiengangsleiter Bachelorstudium Public Management an der FH Campus Wien. Auch für forschungsintensive Fachhochschulstandorte stellt der Bedarf an qualifiziertem Lehr- und Forschungspersonal einen wachsenden Kostenfaktor dar, der in einer projektorientierten Finanzierung – mit naturgemäß starken Schwankungen – aktuell ebenso wenig abgebildet ist. Horniak: „Die angekündigte Finanzierung ohne die regelmäßige Anpassung der Fördersätze deckt nicht annähernd die Kostensteigerungen insbesondere für unser hochqualifiziertes Personal ab. Da sind Qualitätseinbußen leider vorprogrammiert.“
Auch in der Fachhochschulkonferenz (FHK) zeigt man sich vom überarbeiteten zweiten Entwurf des Finanzierungsplans wenig begeistert. Die Erhöhung der Fördersätze sei viel zu gering, um gleichzeitig Gehälter zu erhöhen oder zusätzliches Lehr- oder Forschungspersonal einstellen zu können, hieß es aus der FHK auf Nachfrage. Vom Ausbau des Sektors sei im gesamten Plan auch keine Rede mehr, inhaltlich würden die bisherigen Ansätze fortgeschrieben. „Der vorliegende Entwurf bremst die dynamische Weiterentwicklung des Fachhochschulsektors ein. Ich hoffe zumindest, dass die zugesagten Sondermittel in der Höhe von 14 Mio. Euro pro Jahr auch tatsächlich für neue berufsbegleitende duale Studienangebote sowie für die Förderung von immer wichtiger werdenden Schnittstellen- und Transformationskompetenzen eingesetzt werden“, sagt FHK-Generalsekretär Kurt Koleznik.
Enge Verzahnung mit Wirtschaft und Forschung. Ganz generell müsse auch die Förderstruktur überdacht werden, meint Franziska Cecon, Professorin für Public Management an der FH OÖ. „Die studienplatzbezogene Betrachtung passt einfach nicht mehr für den Sektor. Wir müssen weg von einer studienplatzfinanzierten Logik zu einer FH-Entwicklungslogik. Eine Fern-FH muss anders betrachtet werden als eine langjährig etablierte FH mit starker regionaler Verankerung in der Wirtschaft.“
So konnte etwa die FH OÖ im Einklang mit den strategischen Ausbildungsschwerpunkten ihr Studienangebot vor allem in den zukunftsorientierten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) kontinuierlich von 54 Studiengängen im Studienjahr 2014/15 auf 67 Studiengänge (2018/19) ausbauen.
Im selben Zeitraum hat sich auch die Anzahl der Studierenden von 5.128 auf 5.735 erhöht. Zudem besteht durch die Einbindung der FH OÖ bei der Erarbeitung der neuen Wirtschafts- und Forschungsstrategie „Upper Vision 2030“ vor allem im Forschungsbereich eine enge inhaltliche Abstimmung zwischen der FH OÖ und dem Land OÖ.
Ob Bauingenieurwesen & Architektur, Engineering & IT, Gesundheit & Soziales oder Wirtschaft & Management: Innovative Studiengänge am Puls der Zeit machen auch die FH Kärnten zu einem Vorzeigestandort für nachhaltige Forschung und Entwicklung, deren Absolventen mit ihrer praxisorientierten Hochschulausbildung in der Wirtschaft überaus gefragt sind.
„Unser Bildungssektor stellt ein wichtiges Bindeglied zwischen Hochschule und unternehmerischer Praxis dar und dient damit als wesentliche Know-how-Brücke in die Wirtschaft. Der Ausbau von neuen Lehrgängen – insbesondere aus dem MINT-Bereich – ist uns deshalb ein großes Anliegen“, berichtet Kathrin Stainer-Hämmerle, Politologin und Professorin für Public Management an der FH Kärnten. „Dem muss im kommenden FH-Entwicklungs- und Finanzierungsplan unbedingt Rechnung getragen werden, denn der Return on Investment (ROI) für den heimischen Standort ist hoch.“
Studienlehrgänge Public Management
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