wirtschaft politik service

 Foto: Pixelrohkost - stock.adobe.com

Klimawandelanpassung, aber richtig!

Ein Überblick des Umweltbundesamtes über die wichtigsten Eckpunkte der aktualisierten österreichischen Strategie zur Anpassung an den Klimawandel

Wohl kaum eine Gemeinde hat die Auswirkungen des Klimawandels noch nicht zu spüren bekommen. Hitzewellen und Dürre, Starkregen, Überschwemmungen oder Hangrutschungen sind mittlerweile zu einer ständigen Bedrohung geworden – für die Gesundheit von Menschen, für Natur und Umwelt, für die Wirtschaft und unseren Wohlstand. Eine weitere Temperaturerhöhung ist unvermeidbar: Die Treibhausgase, die bereits ausgestoßen wurden, entfalten noch viele Jahrzehnte lang ihre Wirkung in der Atmosphäre. Daher sind neben den dringend erforderlichen Maßnahmen zum Klimaschutz auch Maßnahmen zur Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels erforderlich.

Instrumentenkoffer für Österreich. Die Bundesregierung hat nun eine aktualisierte österreichische Strategie für die Anpassung beschlossen. Die bestehende Strategie wurde dabei überarbeitet und inhaltlich vertieft. Dies ist durch die verstärkte Einbindung vieler Stimmen gelungen. Bundesländer, Interessensvertretungen, NGOs, Experten aus Wissenschaft und Praxis und alle weiteren Stakeholder haben gemeinsam einen Instrumentenkoffer erarbeitet, der dazu dient, unsere Lebensgrundlagen auch in der Zukunft zu sichern. Darin sind 14 Handlungsfelder mit konkreten Maßnahmen, Handlungsempfehlungen und Zielen beschrieben. Die Handlungsfelder reichen vom Bauen und Wohnen über Gesundheit, Wasserwirtschaft und Tourismus bis hin zum Krisen- und Katastrophenmanagement. Gemeinden sind besonders gefordert, Klimaschutz und Klimawandelanpassung in guten Einklang zu bringen. Denn beides geht Hand in Hand und kann sich bei gut durchdachter Planung und Umsetzung wechselseitig positiv ergänzen. Darauf wird in der Klimawandelanpassungsstrategie besonders Bedacht genommen.
Beispiel Forstwirtschaft. Das sieht zum Beispiel im Handlungsfeld „Forstwirtschaft“ so aus: Die Widerstandsfähigkeit der Wälder hat oberste Priorität. Welche Maßnahmen helfen dabei, die Leistungen des Waldes für die Gemeinde zu erhalten. Hier geht es neben dem Erhalt der Biodiversität und der Erholungsfunktion für Bevölkerung und Tourismus vor allem auch um die Schutzfunktion des Waldes vor Naturgefahren, die Verringerung des Risikos von Waldschäden durch Brand, Sturm oder Schädlinge – und die jeweils damit verbundenen negativen wirtschaftlichen Auswirkungen.

Beispiel Wasserwirtschaft. Österreich ist mit Wasserreichtum gesegnet. Das lässt leicht übersehen, dass die Wasserwirtschaft zu den am stärksten vom Klimawandel betroffenen Bereichen zählt. Durch die Temperaturerhöhung verändert sich auch der Wasserhaushalt, intensivere und häufigere Extremereignisse sind zu erwarten – Dürreperioden wechseln sich mit Starkregen und Hochwasser ab. Weniger Schnee, aber mehr Regen setzt den Wintertourismus unter Druck, der zunehmende Wasserbedarf der Landwirtschaft in Trockenzeiten kann den Grundwasserspiegel gefährden.
Die nachhaltige Sicherung der Wasserressourcen als Lebensgrundlage ist das übergeordnete Ziel im Handlungsfeld Wasserwirtschaft. Wie können Grund- und Oberflächengewässer so bewirtschaftet werden, dass die Trinkwasserversorgung ebenso gewährleistet ist wie die ausreichende Verfügbarkeit von Nutzwasser, ohne ökologische Erfordernisse zu vernachlässigen? Gemeinden sind hier gleichermaßen gefordert, ausgewogene Maßnahmen zum Trockenheits- wie auch zum Hochwasserrisikomanagement zu entwickeln. Dies kann neben der Wasserwirtschaft auch Gemeindezuständigkeiten im Bereich von Raumplanung und Regionalentwicklung betreffen. Die passenden Antworten können je nach Region sehr unterschiedlich ausfallen.

Zahlreiche Ansatzpunkte. Was können Gemeinden also tun, um klimafit zu werden? Die gute Nachricht: Es gibt sehr viele Ansatzpunkte, jeder für sich ein Schritt in die richtige Richtung, gut kombiniert und durchdacht ein absolutes Plus für Klima, Gemeinde, Bevölkerung und Natur. Bewusstseinsbildende Maßnahmen sind ein erster Ansatzpunkt – etwa Informationen an die Bevölkerung über das richtige Verhalten bei Hitze. Unterstützt durch gemeindeseitige Maßnahmen kann viel erreicht werden, etwa mit mehr Grün, Trinkbrunnen und beschatteten Plätzen mit Aufenthaltsqualität. Maßnahmen wie diese sind auch ein Schritt in Richtung sozialer Ausgewogenheit, was die Folgen des Klimawandels anbelangt.

Klimawandelanpassung bedeutet für Gemeinden auch, in ihren Zuständigkeitsbereichen sektorübergreifend zu denken, zu planen und zu agieren. Grundsätzliche Entscheidungen über Maßnahmen, etwa im Bereich der Flächenwidmung oder der Infrastruktur – von der Energie- und Wasserversorgung über den Straßenbau oder bauliche Maßnahmen zum Schutz vor Naturgefahren – rufen zur Auseinandersetzung mit sektorübergreifenden Fragen auf: Erzielt die Maßnahme eine nachhaltige, langfristige Wirkung? Steht die Maßnahme im Widerspruch zum Klimaschutz oder beeinträchtigt sie andere Umweltbereiche? Die gründliche Beantwortung dieser Fragen schützt vor kostspieligen Fehlinvestitionen.

Gut oder gut gemeint? Augenmerk ist auch auf die Vermeidung von Fehlanpassung zu legen. Ein plakatives Beispiel: Klimaanlagen wären theoretisch eine gute Anpassungsmaßnahme, um Hitzewellen besser zu überstehen. Für den Klimaschutz – und somit für eine wirksame Gesamtstrategie – sind sie jedoch äußerst kontraproduktiv, da sie die Treibhausgasemissionen erhöhen. Als Fehlanpassung sind auch Maßnahmen zu bezeichnen, die sozial unausgewogen sind, einzelne Gruppen überproportional belasten oder die biologische Vielfalt und Ökosysteme beeinträchtigen. Auch Maßnahmen, die nur kurzfristig wirken, nicht reversibel oder mit vertretbarem Aufwand zu modifizieren sind, falls die Auswirkungen des Klimawandels stärker als angenommen sind, sollten vermieden werden.

Best-Practice-Beispiele. Beispiele aus der Praxis helfen bei Planung und Umsetzung. Viele Gemeinden sind in Sachen Klimawandelanpassung bereits aktiv geworden, etwa durch Teilnahme am KLAR!-Programm des Klima- und Energiefonds: In einem zweistufigen Programm fördert KLAR! Regionen, die sich gezielt und strukturiert mit der Anpassung beschäftigen wollen. Das Programm reicht von der Erstellung eines regionalen Anpassungskonzepts über die Umsetzung der Maßnahmen bis zu einer Weiterführungsphase. KLAR! bietet Gemeinden die Möglichkeit, einen wissenschaftsbasierten und zukunftsorientierten Umgang mit den Folgen des Klimawandels zu wählen mit dem Ziel, Folgeschäden möglichst zu minimieren und die Lebensqualität in den Gemeinden zu erhalten. Die nächste Ausschreibung wird voraussichtlich im Sommer 2024 geöffnet.

 

Weitere Informationen

Clia – Staatspreis  für Klimawandelanpassung
Clia – der „Österreichische Staatspreis für Klimawandelanpassung“ wurde 2024 ins Leben gerufen, um Akteure zu würdigen, die erfolgreiche Maßnahmen und Projekte zur guten Anpassung an den Klimawandel umgesetzt haben.  Gesucht werden Maßnahmen und Projekte, die in Gemeinden dauerhaft und langfristig zur guten Anpassung an die Folgen des Klimawandels beitragen. Einreichen unter
» https://staatspreis-anpassung.at

KLAR!-Programm
» https://klar-anpassungsregionen.at

Unterstützungsmöglichkeiten für Gemeinden
» https://www.klimawandelanpassung.at/praxis

Vorsorgecheck
» https://www.naturgefahrenimklimawandel.at

Anpassung an die Folgen des Klimawandels - aber richtig!
» https://www.bmk.gv.at/themen/klima_umwelt/klimaschutz/anpassungsstrategie/aber-richtig.html