wirtschaft politik service

 Foto: Magistrat Steyr

Wie Städte klimaneutral werden

Städte spielen für das Erreichen der Klimaneutralität eine zentrale Rolle. Der Klima- und Energiefonds unterstützt daher grüne Pionierstädte, die bei der Transformation vorangehen wollen. Warum es sich lohnt, mitzumachen.

Wer alte Stadtansichten mit Bildern von heute vergleicht, merkt: Städte haben eine Seele und die bleibt oft über Jahrhunderte erhalten. Zugleich sieht man aber auch: Große Veränderungen, Epocheneinschnitte hinterlassen fast immer ihre Spuren. Es gibt kaum eine Stadt in Europa, in der zum Beispiel die Folgen der Industrialisierung oder des Wideraufbaus nach dem Krieg nicht in der einen oder anderen Form sichtbar wären.

Heute verändern Städte abermals ihr Gesicht: der Kampf gegen den Klimawandel erfordert Anpassungen, vieles, das bislang als selbstverständlich galt, muss neu gedacht werden. Gerade für Kleinstädte, die einerseits mit der gesamten Bandbreite kommunaler Herausforderungen konfrontiert sind, andererseits aber meist mit beschränkten Ressourcen auskommen müssen, ist das eine große Herausforderung. Zugleich ist Eile unerlässlich. Denn Städte sind für rund drei Viertel aller weltweiten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Ohne sie kann eine Klimawende nicht gelingen.

Innovation im Fokus. Der Klima- und Energiefonds fördert daher auch in diesem Jahr im Rahmen der Mission „Klimaneutrale Stadt“ Kleinstädte zwischen 10.000 und 50.000 Einwohner:innen, die  Lösungen für die Energie- und Mobilitätswende sowie die Kreislaufwirtschaft etablieren wollen.
Derzeit entwickeln 13 Pionier-Kleinstädte im Auftrag des Klima- und Energiefonds Klimaneutralitätsfahrpläne und implementieren Maßnahmen, um das Ziel Klimaneutralität zu erreichen. 13 weitere Pionier-Klein und Mittelstädte starten im Herbst.  
Die aktuelle Ausschreibung des Klima- und Energiefonds sowie des Bundesministeriums für Klimaschutz wendet sich an Städte, die innovative urbane Technologien und Systeminnovationen entwickeln wollen bzw. Pilotquartiere errichten, in denen Maßnahmen zur Erreichung der Klimaneutralität und Klimaresilienz demonstriert werden.

Ziel der Mission „Klimaneutrale Stadt“ ist es, nicht nur die Finanzierung solcher Vorhaben zu unterstützen, sondern auch für eine Vernetzung zu sorgen, bei der die einzelnen Städte durch den Austausch von Erfahrungen und Wissen voneinander lernen sowie Synergien nutzen können. Die Pionier-Kleinstädte, die im Rahmen der Mission „Klimaneutrale Stadt“ vom Klima- und Energiefonds gefördert werden, sollen in Zukunft als Vorbilder für andere Städte dienen.


Mehrwert für die Bürger:innen. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass der Mehrwert, den die Teilnehmer an der Mission generieren, beträchtlich ist und für die Bürger:innen einen großen Nutzen bringt. Für die Stadtgemeinde Gratwein-Straßengel, eine Umlandgemeinde der steirischen Landeshauptstadt Graz, ist die Teilnahme an der Mission „Klimaneutrale Stadt“ eine Möglichkeit, klimarelevante Themen, die für Gratwein-Straßengel wichtig sind, mit erhöhter Intensität anzugehen, wie Bürgermeisterin Doris Dirnberger erzählt: „Als Umlandgemeinde von Graz haben wir die Situation, dass viele unserer Einwohner:innen pendeln. Eine Stärkung des öffentlichen Verkehrs ist für uns daher zentral. Das Projekt „Klimaneutrale Stadt“ bot eine Gelegenheit, sich auch dieses Themas verstärkt anzunehmen.“
Gemeinsam mit Graz arbeitet man nun auch an einer interkommunalen Quartiersentwicklung, die die Flächenversiegelung in Graz und den Umlandgemeinden verhindern und Grünflächen stärken soll.

„Ein kurzfristiges Projekt, auf das ich mich schon sehr freue, ist die Begrünung vom Hauptplatz. Damit wird die Lebensqualität in unserer Gemeinde ein weiteres Stück steigen. Die Begrünung ist auch ein Teil unserer Klimaanpassung“, sagt Doris Dirnberger. In der Folge will Gratwein-Straßenegel auch eine:n Nachhaltigkeitsbeauftragte:n einstellen, der:die alle Projekte der Gemeinde bezüglich ihrer Klimaauswirkungen beurteilen wird.

Fahrpläne für die Klimaneutralität. Eines der Instrumente, mit deren Hilfe klimaneutrale Städte erreicht werden sollen, ist die Erstellung von Klimaneutralitätsplänen. Die Pionierstädte entwickeln dabei, im Idealfall gemeinsam mit benachbarten Städten oder Gemeinden, Pläne für ihren Weg zur Klimaneutralität. Die Bandbreite an Innovationen, die im Rahmen eines Klimaneutralitätsfahrplans realisiert werden können, ist sehr groß. Sie reicht von Projekten im Bereich Städtebau oder bei der Gestaltung des öffentlichen Raums bis zur Ausarbeitung von regulatorischen Ansätzen für den Klimaschutz oder zu neuen Governance-Ansätzen.

Als eine der österreichischen Pionierstädte entwickelt Baden bei Wien im Rahmen der Mission „Klimaneutrale Stadt“ einen solchen Klimaneutralitätsfahrplan. Die thematischen Schwerpunkte liegen dabei bei der Wärmeversorgung, der Strominfrastruktur, der Gebäudesanierung und dem Denkmalschutz sowie der Mobilität. Zugleich wurde in einem eigenen Workshop auch ein Slogan kreiert, mit dem die Formulierung und Umsetzung des Klimaneutralitätsfahrplans begleitet wird: „Wir schaffen Innovation aus Tradition – mit Mut in die Zukunft“.

Bürgermeister Stefan Szirucsek erklärt die Wahl dieser Formulierung unter anderem mit der Geschichte und dem Selbstverständnis von Baden bei Wien: „Kurstädte bewahren seit Jahrhunderten ihre natürlichen Heilmittel, ihre kurörtliche Infrastruktur und die umgebende Landschaft. Die Teilnahme an der Initiative „Klimaneutrale Stadt“ ist die logische Fortsetzung dieser Tradition.“

Szirucsek verweist auch darauf, dass man sich in Baden schon früh für eine klimafreundliche Stadtpolitik entschieden hat: „Baden hat als eine der ersten größeren Städte die Energieraumordnung im örtlichen Entwicklungskonzept berücksichtigt. Das ist eine wesentliche Grundlage für die weitere Entwicklung der Stadt in Richtung Klimaneutralität.“


Saubere Industriestadt. Für das oberösterreichische Steyr, wo ein im Rahmen der Mission „Klimaneutrale Stadt“ erarbeiteter Klimaneutralitätsplan demnächst im Gemeinderat diskutiert werden soll, war die industrielle Tradition und das Bekenntnis zur Industrie ein wichtiger Grund, warum man sich entschlossen hat, Pionierstadt zu werden: „Wir stehen zur Industrie, wir wollen eine moderne, saubere Industriestadt bleiben. Und wir bekennen uns zum Klimaschutz. Das ist kein Widerspruch, es muss beides möglich sein: Eine gute Infrastruktur für die Betriebe und ihre Beschäftigten, aber auch etwa die Förderung alternativer Energieformen und sanfter Mobilität, Begrünung, Entsiegelung. Innovation und Industrie sind keine Gegensätze“, sagt Bürgermeister Markus Vogl. Um 2040 die Klimaneutralität zu erreichen, arbeitet die Stadt derzeit unter anderem daran, die Straßenbeleuchtung auf LED umzustellen und den Ausbau der Fernwärme zu forcieren. Das Rathaus und viele weitere öffentliche Gebäude sind bereits an das Fernwärmenetz angeschlossen.

„Ich bin auf den gesamten Prozess stolz, der uns Schritt für Schritt unserem Ziel näherbringt. Besonders spannend finde ich die Aktivitäten zum Thema Wasserkraft unserer Stadtbetriebe mit dem Ziel, am Steyr-Fluss selbst Energie zu produzieren“, fasst Bürgermeister Markus Vogl seine Erfahrungen mit der Mission „Klimaneutrale Stadt“ zusammen.

(PROMOTION)

 

Das Wichtigste auf einen Blick

Mission „Klimaneutrale Stadt“ - Ausschreibung 2024: Technologien und Innovationen für die klimaneutrale Stadt – für Einreichungen geöffnet bis: 26.09.2024, 12:00
Einen Leitfaden zur Ausschreibung und einen Link zur Einreichung gibt es hier:
https://www.klimafonds.gv.at/call/technologien-und-innovationen-fuer-die-klimaneutrale-stadt-2024/