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Die erfolgreiche Umsetzung einer klimafreundlichen Nahwärmeversorgung auf Basis erneuerbarer Energieträger ist weniger eine Frage der technischen Möglichkeiten, sondern vielmehr vom Gemeinschaftsgeist regionaler Akteure abhängig – wie ein aktuelles Best-Practice-Beispiel aus Niederösterreich beweist.
Viele Gemeinden stehen bei der Bewältigung der Klimakrise vor enormen Herausforderungen, da sie maßgeblich von fossilen Energieträgern abhängig sind. Und dieses Faktum hat erhebliche negative Effekte für das Gemeindebudget sowie Umwelt und Klima. Denn mehr als 90 Prozent der klimaschädlichen CO2-Emissionen beruhen auf der Verbrennung der fossilen Energiequellen Öl, Gas und Kohle. Mittels gezielter Investitionen in erneuerbare Energieformen versuchen deshalb immer mehr Kommunen, einen Teil ihrer jährlichen Ausgaben für die Wärmeversorgung in lokalen Wirtschaftskreisläufen zu binden und damit eine hohe regionale Wertschöpfung zu generieren. Dies trägt nicht nur zur Dezentralisierung und Dekarbonisierung der Energieversorgung bei, sondern dient auch der Erhöhung der eigenen Versorgungssicherheit sowie der Verbesserung der Energieeffizienz.
Kosteneffizient. CO2-neutral. Komfortabel. „Pellets sind CO2-neutrale Brennstoffe, werden aus im Sägewerk anfallenden Sägespänen produziert und gehören inzwischen zu den wichtigsten erneuerbaren Energieträgern in Österreich“, erklärt Doris Stiksl, Geschäftsführerin von proPellets Austria. Auch in wirtschaftlicher Hinsicht mache die energetische Nutzung von Biomasse, deren Rohstoffe aus der Land-, Forst- und Holzwirtschaft sowie aus kommunalen, gewerblichen sowie industriellen biogenen Abfällen stammen, Sinn: „Heizöl ist derzeit etwa doppelt so teuer und Erdgas fast dreimal so teuer wie beispielsweise Pellets.“ Diese nach internationalen ISO-Normen standardisierten Energiebündel werden in Österreich aktuell an 54 Standorten – zumeist bei Sägewerken – produziert und überwiegend für die Produktion von Raumwärme und Warmwasser verwendet. Als Rohstoffe für die Pelletierung kommen dabei hauptsächlich Hackgut, Sägemehl und Sägespäne zum Einsatz, die bei der Verarbeitung von Baumstämmen im Sägewerk anfallen.
Klima schützen in der Modellregion Tullnerfeld OST. Seit 2015 arbeiten die fünf Gemeinden St. Andrä-Wördern, Zeiselmauer-Wolfpassing, Muckendorf-Wipfing, Königstetten und Tulbing in den Bereichen Mobilität, Erneuerbare Energien, Energieeffizienz und lokale Infrastruktur eng zusammen, um im östlichen Tullnerfeld zukunftsweisende Klimaschutzprojekte zu realisieren. Rupert Wychera, Regionsmanager und Energieberater für die Energie- und Umweltagentur NÖ, unterstützt, berät und koordiniert dabei eine eigene Steuerungsgruppe, in der sich die Bürgermeister, Umweltgemeinderäte und Amtsleiter der vernetzten Gemeinden regelmäßig zum Austausch treffen. „In unserer rund 90 km2 großen Klima- und Energiemodellregion (KEM) haben wir bereits einige spannende Projekte initiiert und gemeinsam mit Projektpartnern und Akteuren aus der Region umgesetzt. Es gibt sogar eigene Klima- und Energiestammtische, um die Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung in Sachen Klimaschutz zu steigern“, berichtet Energieexperte Wychera.
Pellet-Nahwärmeprojekt in Muckendorf-Wipfing. Schon seit 2019 werden der Kindergarten, das alte Amtshaus mit Cafeteria und seit 2023 auch das neue Seniorenwohnheim der kleinen 1.700-Einwohner-Gemeinde im Bezirk Tulln in Niederösterreich über eine zentrale Pelletheizung mit Raumwärme und Warmwasser versorgt. „Mit einem zusätzlichen 80 kW Pelletkessel, einer neuen 50 Meter langen Nahwärmeleitung zum Seniorenwohnheim und der 2025 geplanten finalen Umrüstung von 6 Mietwohnungen oberhalb des Kindergartens haben wir nun eine Zukunftsvision verwirklicht. Statt teurer Öl- und Gasimporte setzen wir bewusst auf klima- und umweltfreundliche Bioenergie aus der Region“, erzählt Bürgermeister Harald Germann. Bei der Planung des Pellet-Nahwärmeprojektes waren die vorgefundenen örtlichen Rahmenbedingungen, das fortgeschrittene Alter der kommunalen Gebäude und Keller sowie der ursprüngliche Standort der ehemaligen Öl-Heizung mit ihren geschätzten 10.000 Litern Jahresverbrauch laut KEM-Manager Rupert Wychera technisch herausfordernd: „Wir mussten uns deshalb ganz genau überlegen, wo wir die neue Heizzentrale, das Pelletslager, die Wärmeübergabestationen sowie die Leitungen platzieren.“
Reduzierte Heizkosten und geringerer CO2-Ausstoß. Nicht nur die kurzen Transportwege für die Anlieferung der insgesamt ca. 40 Tonnen Pellets pro Jahr, die aus der näheren Region stammen, wirken sich positiv auf den CO2-Ausstoß aus. Auch die getätigten Investitionen für beide Ausbaustufen in Höhe von 147.000 Euro und die bisher erzielten CO₂-Einsparungen (seit 2019: 160 Tonnen) stellen einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz dar. Mit der damit verbundenen Reduktion ihrer Kosten für Raumwärme und Warmwasser (bisher ca. 25.000 Euro) werden die Finanzen der Gemeinde Muckendorf-Wipfing im östlichen Tullnerfeld entlastet und stehen somit für andere wichtige Investitionen und dem Erhalt der kommunalen Daseinsvorsorge zur Verfügung.
Klimafitte Gemeinden – so geht's
In Zusammenarbeit mit proPellets Austria werden herausragende Projekte vorgestellt, die eine Erfolgsgeschichte für die Energiewende erzählen. Mit hilfreichen Informationen wollen wir Gemeinden unterstützen und motivieren ebenfalls auf erneuerbare Energie zu setzen.
» www.propellets.at