Am Dienstag, 17. Jänner 2012, kürte der Verein für Niederösterreichische Dorf- & Stadterneuerung den „Roten Teppich von Zeillern“ zu einem der besten Projekte des Landes. Das Architekturbüro nonconform architektur vor ort begleitete die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Zeillern von Beginn an durch die beispielhafte Neugestaltung ihres Ortszentrums. Dabei setzte das in Wien und Kärnten ansässige Büro in der ersten Phase des Projekts auf die vor ort ideenwerkstatt, die sich einmal mehr als ausgezeichnetes Werkzeug zur Einbindung der Bevölkerung in die kommunale Entwicklung bewies. Die Bewohnerinnen und Bewohner konzipierten gemeinsam Zukunftsideen für ihre Gemeinde und beschlossen, Kirche, Schloss und Schlossinsel mit einem „Roten Teppich“ zu verbinden und in den Ortskern zu rücken. 
Christian Mitterlehner, Berater für Zeillern von der Niederösterreichischen Dorferneuerung, ist überzeugt: „Die vor ort ideenwerkstatt ist ein sehr wirksames und stimulierendes Planungsinstrument für solche konkreten Dorfentwicklungsaufgaben wie in Zeillern. Es gelingt, in sehr kurzer Zeit eine große Begeisterung für eine gemeinsame Zukunft zu erzeugen und gleichzeitig mit konkreten und sofort umsetzbaren Projektvorschlägen zu punkten.“ Stellvertretend für das Team von nonconform architektur vor ort nahm Architektin Caren Ohrhallinger gemeinsam mit Bürgermeister Rupert Perger und Dorferneuerungsobmann Wolfgang Strobl sowie Projektbeteiligten den niederösterreichischen Dorf- & Stadterneuerungspreis der Kategorie „Siedeln-Bauen-Wohnen über 1.000 Einwohner“ von Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll entgegen.
Foto: Kurt Hörbst
Im Jahr 2009 fragte sich die Gemeinde „Wie bringen wir den Zeillerner Dorfplatz auf die 560 Quadratmeter?“ und veranstaltete gemeinsam mit der Niederösterreichischen Dorferneuerung ein öffentliches Hearing mit mehreren Planungsbüros. Das Architekturbüro nonconform architektur vor ort überzeugte mit der Idee, die Bevölkerung von Zeillern intensiv in die Gestaltung ihres eigenen Ortszentrums einzubinden.
„vor ort ideenwerkstatt“ nennt das Team von nonconform die partizipative Methode zur Dorfentwicklung – direkt vor Ort. Die nonconform Inhaber Caren Ohrhallinger, Roland Gruber und Peter Nageler erklären die 2008 mit dem Staatspreis für Consulting ausgezeichnete Vorgehensweise:
„Wir arbeiten mehrere Tage direkt an Ort und Stelle des Projekts und entwickeln gemeinsam mit allen Beteiligten Lösungen. In Workshops und moderierten Gruppendiskussionen können sich Bürgerinnen und Bürger jeden Alters einbringen. So wird die vor ort ideenwerkstatt zu einem ungemein motivierenden und effizienten Werkzeug der Zukunftsentwicklung von Gemeinden und Städten.“ Im Juni 2009 war das Team von nonconform drei Tage lang in Zeillern zu Gast und dachte gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern intensiv über Zukunftsszenarien für das Ortszentrum nach. Mehr als 200 „Zeillinga“ beteiligten sich aktiv an den Ideenfindung und brachten mehr als 500 konkrete Vorschläge ein. Diese verdichtete nonconform zu drei Gestaltungsvarianten.
Bei der Abstimmung am Ende des Diskussionsprozesses entschied sich die Bevölkerung für den „Roten Teppich“, der eine Verbindung von der Kirche zum Schloss bis hin zur bisher stiefmütterlich behandelten Schlossinsel schafft.
Stolz marschieren die Zeillerner seit der feierlichen Eröffnung Ende Juli 2011 über ihren neuen Marktplatz zwischen Kirche und Schloss. Die erste von drei Ausbaustufen des „Roten Teppichs“ ist abgeschlossen. Der Boden aus eingefärbtem Beton stammt von der ortsansässigen Firma Lehner Beton. Dank des Lichtkonzepts von Dieter Bartenbach präsentieren sich der Platz und die Infowand aus Lärchenholz auch nachts als stimmungsvolles und attraktives Verweil-Ambiente. Die Sitzbänke wurden vom Obmann des Dorferneuerungsvereines Wolfgang Strobl entworfen und in Eigenregie durch den Dorferneuerungsverein gefertigt.
Der Bau des Marktplatzes und der angrenzenden Brücke über den Zeitlbach kostete rund 350.000 Euro. Die hohe Gestaltungsqualität brachte der Gemeinde Zeillern und dem nonconform-Team nun den niederösterreichischen Stadt- und Dorferneuerungspreis ein, nationale und internationale Fachkreise zeigen sich vom „Roten Teppich“ und von der Entwicklungsmethode der vor ort ideenwerkstatt angetan. „Ich war begeistert von der regen Beteiligung der Bevölkerung. Mit der vor ort ideenwerkstatt ist uns auch eine Neupositionierung unserer Gemeinde gelungen. Anstatt mit dem austauschbaren Begriff der „Wohlfühlgemeinde“ zu werben, setzen wir auf unser neues Image als Musikgemeinde“, freut sich Bürgermeister Rupert Perger. „Dank der vor ort ideenwerkstatt haben wir einen Plan für die nächsten 20 Jahre entwickelt und gleichzeitig aber auch das konkrete Projekt „Roter Teppich“, das wir nun Schritt für Schritt umsetzen.“
Als nächstes wird der „Rote Teppich“ bis zur Schlossinsel ausgedehnt werden, um diese in die Mitte des Dorflebens zurück zu holen. Die Lage der Schlossinsel verspricht ein zentral gelegenes Naherholungsgebiet am Fluss.
Das von den Bürgerinnen und Bürgern gewählte Dorfentwicklungs-Szenario zielt auf flexible Erweiterbarkeit ab und offeriert zahlreiche Gestaltungsmöglichkeiten, die sowohl auf dem „Roten Teppich“ als auch in unmittelbarer Nähe stattfinden können. Dorferneuerungsobmann Wolfgang Strobl ist sich sicher: „Es war der richtige Weg, für die zukünftige Entwicklung unseres Gemeindezentrums auf eine breite Bürgerbeteiligung zu setzen und dem Prozess den Vorrang vor einer endgültig fixierten Lösung einzuräumen."⁞
Bürgermeister Rupert Perger bringt es in einem Interview mit der Tageszeitung DER STANDARD auf den Punkt: „Hätten wir nur gute Architektur eingekauft, wäre der Dorfplatz vermutlich auch sehr schön geworden. Aber wir hätten nicht diese Akzeptanz in der Bevölkerung“.
Mehr Informationen zur Entwicklungsgeschichte des „Roten Teppichs“ finden Sie in der digitalen vor ort ideenwerkstatt unter http://zeillern.vor-ort.at.
Das Team von nonconform ist von 6. bis 7. Februar 2012 in Moosburg, um gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern eine vor ort ideenwerkstatt abzuhalten. Die 4.500-Einwohner-Gemeinde der Region Wörthersee setzt in der kommunalen Zukunftsplanung auf Bildung. Die bestehenden Einrichtungen wie Kindergarten, Volksschule, Mittelschule und Musikschule stammen allesamt aus den 1950er und 1960er Jahren. Künftig möchte die Gemeinde mit einem zeitgemäßen Bildungscampus brillieren und zur bildungsfreundlichsten Gemeinde Österreichs werden. Im Rahmen der vor ort ideenwerkstatt sollen gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern, den Pädagoginnen und Pädagogen, den Eltern und der Bevölkerung die wesentlichen Parameter für den
Umbau der Bildungseinrichungen zu einem zeitgemäßen Bildungscampus geleget werden.
Mehr Informationen unter http://moosburg.vor-ort.at
BAUDATEN für die Ortskerngestaltung von Zeillern
Architekten: nonconform architektur vor ort ZT KG
Mag. arch. Roland Gruber MBA MAS
Arch. Mag. arch. Caren Ohrhallinger
Arch. DI Peter Nageler
Mitarbeit vor ort ideenwerkstatt: Evrim Erkin, Manuela Hinteregger, Christof Isopp, Elisabeth Lehner
Mitarbeit Umsetzungs-/Ausführungsplanung: Evrim Erkin, Jiri Koten
Bauherr: Marktgemeinde Zeillern – Bürgermeister Rupert Perger
Begleitung vor Ort: Dorferneuerungsverein Zeillern – Obmann Wolfgang Strobl
Projektadresse: Dorfplatz, 3311 Zeillern
Planungsbeginn: Sommer 2009
Baubeginn: Herbst 2010
Fertigstellung: Sommer 2011
Baukosten: EUR 350.000
Platzfläche: 890 m²
Ausführung: Brücke und Platzoberfläche: großformatige Fertigteilbetonplatten rot durchgefärbt,
Oberfläche Besenstrich / Infowand: Stahlkonstruktion mit Lärchenholzlattung
Bauherr: Marktgemeinde Zeillern, Schlossstraße 31, 3311 Zeillern
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nonconform architektur vor ort ZT KG
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9062 Moosburg/Wörthersee, Brandnerweg 6
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