Am 15. Februar 2012 wurde die Steiermark in Brüssel vom Ausschuss der Regionen mit dem Titel "Europäische Unternehmerregion 2013" ausgezeichnet. Der Preis wird seit 2009 vergeben. Er soll Regionen auszeichnen, die kleine und mittlere Unternehmen besonders fördern.
Von Christoph Nick
Ausgezeichnete Steiermark: Landesrat Christian Buchmann empfängt erfreut den Preis "Europäische Unternehmerregion 2013" aus den Händen der AdR-Präsidentin Mercedes Bresso. Bildnachweis:
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Die weltweite Finanz- und die europäische Schuldenkrise haben es deutlich gemacht: Die Zukunft hat schon begonnen und nur wer sich anstrengt, wird auch morgen noch auf dem gewohnten Niveau mitspielen können. Das gilt nicht nur für Staaten, sondern genauso für Gemeinden und Regionen. Letztere spielen seit dem Ausbruch der Finanzkrise 2008 eine deutlich größere Rolle in den Köpfen und Konzepten der Europäischen Kommission. Die Erkenntnis, dass Städte und Regionen das Rückgrat der Europäischen Union sind, ist in Brüssel noch frisch. Ebenso, dass man das Gleiche von kleinen und mittleren Unternehmen für die Wirtschaft sagen kann. Eine KMU-Strategie der EU gibt es erst seit 2008, KMU spielen aber in der 2020-Strategie der Europäischen Union eine wesentliche Rolle. Die Steiermark scheint sowohl beim einen wie beim anderen alles richtig zu machen. |
Preis für Strategie
Österreichs zweitgrößtes Bundesland wurde gemeinsam mit der Region Süddänemark und der französischen Region Nord-Pas-De-Calais ausgezeichnet. Erich Korzinek, Leiter des Brüsseler Verbindungsbüros der Steiermark, weist darauf hin, dass die Steiermark den Preis vor allem wegen ihrer strategischen Planung für die Umsetzung der 2020-Agenda erhalten habe. Die Strategie Wachstum durch Innovation hat das Land im Mai 2011 verabschiedet. Vater des Konzepts ist Dr. Christian Buchmann, Landesrat für Wirtschaft, Europa und Kultur in einer Person. Dieser Dreiklang bestimmt auch das Konzept. Standortmanagement, Internationalisierung, Qualifizierung, Förderung junger Unternehmen sowie Forschung und Entwicklung sind die Mittel, die das Land gezielt einsetzt, um die Steiermark europa- und weltweit als innovative Wachstumsregion zu etablieren - vor allem in den Bereichen Mobilität, Umwelt- und Gesundheitstechnik. Mit einer Investitionsquote von 4,3 Prozent in Forschung und Entwicklung (gemessen an der Wirtschaftsleistung) ist die Steiermark nicht nur in Österreich, sondern auch in Europa an der Spitze. "Wir messen uns gerne mit den Besten", formuliert Christian Buchmann seinen Anspruch.
Die EU strebt eine Quote von drei Prozent für alle Länder und Regionen erst für 2020 an. Die steirische Landesregierung hat 2.200 Unternehmen ausgewählt, die sie mit ihrer Strategie Wachstum durch Innovation ansprechen will.
Europa-Bewusstsein
Neben der Wirtschaftsstrategie hat das Bundesland auch eine Europastrategie verabschiedet. "Wir möchten Europa den Menschen so ähnlich beibringen, wie das der Beipackzettel eines Medikamentes tut, nämlich über erwünschte und unerwünschte Nebenwirkungen offen informieren." Getragen ist die Strategie von dem Bewusstsein, dass Europa die entscheidende Bezugsgröße für die Entwicklung der Steiermark ist. Interessenvertretung, Kontakte, Förderung von Ausbildung und Internationalisierung junger Menschen sind auch hier die Schwerpunkte. "Die europäische Entwicklung ist für die Steiermark äußerst wichtig", betont Erich Korzinek. Die Osterweiterung habe die geostrategische Lage der Steiermark vollkommen verändert. Durch die neue baltisch-adriatische Bahnachse orientiere sich der Export mittels Containern langsam weg von Bremerhaven hin zu den Häfen in Italien, Slowenien und Kroatien. "Das bringt eine Woche Zeitersparnis - und das kann entscheidend sein." Der Preis an sich habe keinen unmittelbaren Nutzen, sind sich Korzinek und Buchmann einig. Er trage aber zum Image des Landes bei und das spiele bei der Ansiedlung von Unternehmen eine immer größere Rolle.
public:
Was ist das Geheimnis des Erfolges der Steiermark als herausragende unternehmerische Region?
Christian Buchmann:
Die Steiermark hat sich eine Vision zum Ziel gesetzt: Wachstum durch Innovation. Das heißt wirtschaftliche Entwicklung, das heißt zusätzliche Arbeitsplätze - und dazu ist es notwendig, dass die Unternehmen mit den Ausbildungsstätten, mit den Universitäten, mit den Kompetenzzentren eng zusammenarbeiten.
public:
Welche Rolle spielen dabei Städte und Gemeinden?
Christian Buchmann:
Städte und Gemeinden spielen eine ganz wesentliche Rolle. Wir haben einen starken Wirtschaftsraum mit unserer Landeshauptstadt und ihrem Umland. Wir haben aber in allen Regionen der Steiermark sehr tüchtige kleine und mittelständische Unternehmungen und eine sehr exportorientierte Industrie.
public:
Es wurden vom Ausschuss der Regionen besondere Anstrengungen bei KMU, sozialen Reformen und der Einbindung der Öffentlichkeit gefordert. Wie sieht es damit in der Steiermark aus?
Christian Buchmann:
Wir unterstützen durch unterschiedlichste Förderprogramme die Entwicklung dieser Unternehmungen, wenn es um Forschung und Entwicklung geht, wenn es um technologische Kooperationen mit den Universitäten und Hochschulen geht - und wenn es um die Eroberung neuer Märkte geht. Dieser Tage haben wir ein neues Internationalisierungsprogramm aufgelegt mit dem Titel "Weltmarkt", das kleineren Unternehmen den Eintritt in andere Märkte eröffnen soll. Auch soziale Reformen müssen ständig durchgeführt werden. Die Steiermark ist ja ein hochsoziales Land, aber mit Schwächen bei den bürokratischen Verfahren. Am Abbau dieser Schwächen muss man arbeiten.
public:
Pierre de Saintignon von der Region Nord-Pas-De-Calais hat bei der Preisverleihung gesagt: "Bei uns ziehen alle an einem Strang." Können Sie das auch von der Steiermark sagen?
Christian Buchmann:
Das ist der entscheidende Punkt. Ich habe die Wirtschaftsstrategie Wachstum durch Innovation gemeinsam mit den Sozialpartnern erarbeitet - mit Wirtschaftskammer, Arbeiterkammer, Industriellenvereinigung. Auch die Landwirtschaft war dabei. Ich habe versucht, mit allen politischen Parteien Einvernehmen herzustellen. Die Strategie wurde einstimmig von der Regierung und im Landtag mit großer Mehrheit verabschiedet.