Partnersuche via Internet ist in und völlig normal – oft auch der scheinbare Rettungsanker für Langzeit-Singles. Und für alle Gruppen ist gesorgt: Ob ab dreißig, Ü 60, ob Akademiker, Homosexuelle, solche mit Handicaps, aus bestimmten Regionen oder „niveauvolle Persönlichkeiten“. Jeder von ihnen findet angeblich im Internet den passenden Partner. Oder doch nicht?
Von Ewa Petermann
Auf die Frage „Wo haben sich denn die kennengelernt?“ ist die Antwort immer häufiger: „Im Internet.“ Und quasi niemand hat in seinem Bekanntenkreis nicht zumindest ein Erfolgspaar, das über EDarling, Parship, Love.at, friend scout 24, ElitePartner oder andere Singlebörsen zusammengefunden hat.
Optimal
„Weil nämlich Liebe kein Zufall ist“ – wie eine dieser Börsen wirbt, hat jedermann/jedefrau die Möglichkeit, durch ein ausgeklügeltes „Matching-Verfahren“ auch wirklich den Deckel-auf-Topf-Partner zu finden. Weiß man das, weiß man auch, wie sinnlos es ist, den „Richtigen“ auf die altmodische Art im Kaffeehaus oder bei Veranstaltungen zu treffen. Ob der nämlich ein AC/DC- oder Schrebergarten-Fan ist, muss ja erst durch mühsames, aber vordergründig lockeres Flirt-Unterhalten herausgefunden werden. Uncoole, Wort-ungewandte, Dicke, Schielende oder Schüchterne sind ja Aug-in-Aug – wie man von leidvoll Betroffenen hört – ohnedies chancenlos. Das elektronische Anbändeln ist also eindeutig durch nichts zu überbieten.
Experten gefragt
Heutzutage werden Strategien entwickelt, Projekt-, Ressourcen- und Finanzpläne erstellt, das Risiko wird analysiert und natürlich mehrfach „controllt“, um ein Projekt erfolgreich umsetzen zu können. Und welches Projekt könnte wichtiger und nachhaltiger sein, als eines Tages – eines nahen Tages – mit dem Menschen sein Leben zu verbringen, dessen Aussehen, Charakter, Humor, politische Haltung und sportliche Aktionen sich perfekt in das eigene Leben einfügen?
Und um diese Sehnsucht zu stillen, kommen HerzfindetHerz oder Lebenspartner.at ins Spiel. Diese Experten des elektronischen Liebes-Managements sind die Ideal-Partner-Finder. Es ist ihr Fachgebiet. Grundlage ist ein Persönlichkeitstest, der „mit Hilfe renommierter Psychologen den am besten passenden Partner“ aussiebt – und an die Frau oder den Mann weiterleitet.
Überraschende Kombinationen
Manchmal versagt das System auch ein wenig: Sechzigjährigen Frauen werden Männer mit ausgeprägtem Kinderwunsch, Rauchern nahezu faschistoide Nikotinhasserinnen vermittelt.
Oder aber das Profil von Hubert, 55: „Nun, ich bin gläubig, sogar sehr, und durchlebe eine intensive Gotteserfahrung. In diesem Punkt bin ich absolut nicht kompromissbereit, weil ich nicht glaube, sondern weiß (!!!), dass es den Allmächtigen Gott Vater wirklich gibt …“, das für eine ausgewiesene Atheistin, 28, ausgewählt wurde.
Man sollte vielleicht doch wieder einmal beim Feuerwehrfest oder bei der Grillparty des Nachbarn vorbeischauen …