Es gibt kein Patentrezept, aber viele bewährte Wege, die Energieeffizienz einer Gemeinde zu erhöhen – und die Abhängigkeit von Energieimporten zu reduzieren.
Von Robert Koch
Immer mehr Städte und Gemeinden schlagen den Weg in Richtung Nachhaltigkeit ein. Vorbilder gibt es viele, mitunter aber auch Fehlschläge. Die Erfahrung zeigt, dass nicht jedes Energiemodell in jeder Gemeinde funktioniert. Allerdings haben sich in den vergangenen Jahren sieben Handlungsfelder herauskristallisiert, die maßgeblich zum Erfolg von Energiesparkonzepten beitragen.
Schritt 1:
Information und Kommunikation
Wer den Status quo verändern möchte, sollte ihn auch kennen. Am Anfang steht daher immer die Sammlung von Daten. Welche Energieverbraucher gibt es? Welche Einsparpotenziale bestehen? Welche erneuerbaren Energieressourcen könnten zusätzlich genutzt werden?
Nicht nur Verbrauchswerte, sondern auch Ideen aus der Bevölkerung sollten möglichst frühzeitig gesammelt werden. Wer in der Gemeinde zieht mit und übernimmt konkrete Aufgaben? Gibt es Unternehmen oder Landwirte, die Wärme oder Strom ins öffentliche Netz speisen können?
Schritt 2:
Leitbild und Teambildung
Eine Auswertung der Energiedaten zeigt auf, wo die größten Potenziale für eine energieeffiziente Zukunft zu finden sind. Nun gilt es, konkrete Ziele und Projekte zu definieren und die Verantwortlichkeiten festzulegen. Ein Gemeinderatsbeschluss gibt den Plänen Gewicht, eine Teilnahme am e5-Programm oder ein Beitritt zum Klimabündnis noch mehr.
Bereits in einer frühen Phase sollten sich Gemeinden fachliche Unterstützung durch unabhängige Energieberater sichern.Zum Beispiel von lokalen und regionalen Energieagenturen, Einrichtungen der Länder – vom Energieinstitut Vorarlberg bis zur Burgenländischen Energieagentur – oder Non-Profit-Organisationen wie der Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energie.
Schritt 3:
Raumordnung
Als Baubehörde erster Instanz hat es ein Bürgermeister in der Hand, die räumlichen Aspekte von Energieeffizienz in die richtigen Bahnen zu lenken. Das Handlungsfeld reicht von vernünftiger Grundstückswidmung über das Zulassen verdichteter Bauweise bis zur Errichtung ganzer Passivhaus-Stadtteile – wie in Innsbruck oder Wien. Kurze Wege, die auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad bewältigt werden können, lautet das Ziel. Eine vernünftige Raumordnungspolitik reduziert nicht nur den motorisierten Individualverkehr. Eine räumliche Verdichtung statt der sprichwörtlichen Zersiedelung der Landschaft erleichtert auch die Schaffung öffentlicher Verkehrsangebote oder Energienetze.
Schritt 4:
Kommunale Infrastruktur
Höchste Maßstäbe in Sachen Energieeffizienz sollten Gemeinden bei Neubauten und bei der Sanierung bestehender Gebäude im Gemeindeeigentum anlegen. Denn die gebaute Realität ist ein maßgeblicher Faktor, Gemeindebürger zum Mitmachen zu motivieren. Besonders in Schulen sollte auch nicht auf den Einbau einer „Komfortlüftung“ verzichtet werden – nicht nur zur Energieeinsparung. Denn bei zwei Dutzend Kindern in einem Klassenzimmer steigt der Kohlendioxid-Anteil in der Raumluft rasch an. Das beeinträchtigt massiv die Konzentrationsfähigkeit – und damit den Lernerfolg. Sparpotenziale finden sich meist auch bei der Straßenbeleuchtung, aber auch bei alltäglichen Verwaltungsabläufen. So sparen Online-Rechnungen Papier und Energie.
Schritt 5:
Energieversorgung
Welche natürlichen Ressourcen lassen sich vor Ort am besten nutzen? Erde, Wasser, Feuer, Luft – also Geothermie –, Kleinwasserkraft, Biomasse oder Wind? Rentiert sich ein Nah-Wärmenetz? Welche Dächer eignen sich für Photovoltaik-Anlagen? Lässt sich am Wehr eine kleine Wasserkraftturbine einbauen? Können historische Kleinkraftwerke reaktiviert werden? Soll Biomasse auch zur Stromerzeugung eingesetzt werden? In Ried im Innkreis und Mehrnbach werden seit Sommer neue Wärmenetze verlegt. Noch heuer sollen sie mit kostenlosem Warmwasser aus dem Untergrund gespeist werden.
Schritt 6:
Mobilität
Wie ist es um die Lebensqualität im Orts- oder Stadtzentrum bestellt? Laden die Straßen und Plätze zum Verweilen ein – oder zum Durchfahren? Auch hier ist der Gestaltungsspielraum für Gemeinden groß. Die Belebung der Ortszentren, autofreie Zonen sowie attraktive Geh- und Radwege können das Mobilitätsverhalten verändern. Wenn der Bürgermeister mit dem E-Bike oder E-Mobil zur Arbeit fährt, umso besser.
Nachdem in vielen Regionen das öffentliche Verkehrsangebot stetig dünner wird, organisieren immer mehr Gemeinden eigene Angebote wie etwa Anruf-Sammeltaxis, die häufig auch von Freiwilligen gelenkt werden.
Manche Kommunen stellen ihren Bürgern auch leihweise Bahn- und Bus-Tickets zur Verfügung. In Mäder liegen beispielsweise zwei Jahreskarten für den gesamten öffentlichen Verkehr in Vorarlberg beim Bürgerservice bereit.
Schritt 7:
Evaluierung
Eine sorgsame Energiebuchhaltung erleichtert den Überblick über erzielte Erfolge und noch zu realisierende Ziele. Das Energieinstitut Vorarlberg hat speziell für diese Zwecke das Programm „Energie Bericht Online (EBO)“ entwickelt.
Dieses steht inzwischen auch Gemeinden in Tirol und der Steiermark zur Verfügung.