Weihnachten zählt zu den stärksten Geschäftszeiten im Jahr. Nicht nur Konzerne, auch Gemeinden können vom starken Umsatz profitieren. Etwa Christkindlmärkte sind von großen Städten bis zu kleinen Dörfern eine gute und vor allem romantische Einnahmequelle. Selbst der Weihnachtstourismus ist nicht zu unterschätzen.
Von Günter Stummvoll
Wenn man an einen Christkindlmarkt denkt, kommen Bilder von Glühwein, duftendem Lebkuchen, heißen Waffeln und glitzerndem Christbaumschmuck. Die letzte Gelegenheit, noch das ein oder andere Weihnachtsgeschenk zu besorgen, möchte man wahrnehmen und die winterliche Atmosphäre genießen - Weihnachtschoräle im Hintergrund. Im romantischen Treiben in klirrender Kälte mit deftigen Speisen und zwischen allerhand Nippes und Kitsch, öfters auch noch abgerundet durch echtes Handwerk, verbirgt sich jedoch ein nicht zu unterschätzendes Einnahmepotential. In manchen Fällen sogar direkt für Gemeinden bzw. Vereine, die in weiterer Folge Abgaben an die Gemeinde zahlen. Eine weihnachtliche Wirtschaftsgeschichte.
Unter Österreichs größtem Christbaum
Der bekannteste aller Christkindlmärkte in unserem Land befindet sich wohl vor dem Rathaus der Bundeshauptstadt. Jedes Jahr pilgern dort tausende Menschen hin, um auf annähernd 40.000 m2 den in eine glitzernde Winterlandschaft verwandelten Rathausplatz und -park zu bewundern. Allein den Baum, im Jahr 2012 eine 120 Jahre alte und 32 Meter hohe Fichte aus Schwarzenbach an der Pielach in Niederösterreich, schmücken an die 1.000 Lichter. Knapp 150 Stände reihen sich dicht an dicht und verkaufen alles erdenklich Weihnachtliche und darüber hinaus.
Im Vorjahr wurden Wiens Weihnachtsmärkte insgesamt von 8,5 Millionen Menschen frequentiert. Davon kommen 4,5 Millionen aus Wien, 3,5 Millionen aus den übrigen Bundesländern und sogar 500.000 internationale Besucher mischen sich darunter. Der Christkindlmarkt am Rathausplatz ist dabei klar der am besten besuchte. Umgesetzt wurden bei den Wiener Weihnachtsmärkten insgesamt 158 Millionen Euro, was laut Wirtschaftskammer Wien von 2011 auf 2012 eine Steigerung von zwei Prozent bedeutet. Und es sind nicht nur die Veranstalter, die profitieren. "Da sind die Tischler, die die Hütten aufstellen, die Elektriker und sonstigen Handwerker. Dann die Hotels, die Nächtigungen verbuchen, was wiederum zu höheren Steuerabgaben führt, die der Stadt zu Gute kommen", erklärt Andreas Zenker vom "Adventzauber".
Durchschnittlich wollen Wienerinnen und Wiener ca. 20 Euro pro Person und Besuch eines Christkindlmarktes ausgeben. Die Besucher aus anderen Bundesländern rechnen mit Ausgaben in der Höhe von 42 Euro, zeigt eine Konsumentenumfrage der KMU Forschung Austria. Brigitte Jank, Präsidentin der WKW, freut sich über die positive Bewertung in der Umfrage - neun von zehn Befragten bewerten die Wiener Christkindlmärkte mit "sehr gut" in der Kategorie "Dekoration und Ambiente". "Die Adventmärkte sind ein Ort der Begegnung, an dem man sich gerne mit Freunden trifft und den Alltag für ein paar Stunden vergisst", sagt Jank.
Weihnachtstourismus
Nicht nur von Standgebühren und Lustbarkeitsabgaben des veranstaltenden Vereins profitiert die Stadt. Auch die Nächtigungszahlen steigen kontinuierlich jedes Jahr zur Weihnachtszeit. Gab es vor zehn Jahren noch 703.000 gezählte Nächtigungen im Dezember, so kletterte die Marke bereits vor zwei Jahren über die Million und zählte 2013 schon 1.082.000 Nächte. Gemeinsam mit dem November, wo der Wintertourismus allmählich einsetzt, kommt Wien laut "WienTourismus" sogar auf 1.986.000 Nächtigungen. Zum Vergleich: 1985 lag dieser Wert bei 581.000. "Zur positiven Entwicklung des Aufkommens im Dezember trägt auch die ab dem Jahreswechsel 1990/91 eingeführte Silvester-Party in der Innenstadt bei", ergänzt Walter Straßer von der Wiener Tourismusbehörde.
Am Land ein Renner
Mit groß angelegten Marketingoffensiven versuchen auch kleinere Regionen, den Weihnachtstourismus zu unterstützen. In der Wachau etwa fördert man seit dem Vorjahr bestehende Adventveranstaltungen und schmückt sie mit kulturellem Programm aus. "Wir investieren sowohl in Produktentwicklung als auch in Werbung. Unsere wichtigsten Ziele sind die Verlängerung der touristischen Saison Richtung Winter und die Steigerung der Auslastung bei den Betrieben, die auch abseits der Sommersaison geöffnet haben", sagt Bernhard Schröder, Geschäftsführer der Donau Niederösterreich Tourismus GmbH.
Der "Wachauer Advent" mit dem Kulturprogramm "Wachau in Echtzeit" - kuratiert von Schauspielerin Ursula Strauss - schlug sich bereits bei der ersten Durchführung kräftig in den Nächtigungszahlen nieder. Im November weist die Statistik der Region Wachau-Nibelungengau-Kremstal ein Plus von 31,7 Prozent auf, im Dezember gar ein Mehr an 42,6 Prozent. Alle teilnehmenden Gemeinden konnten Zuwächse verzeichnen.
Sogar ganz kleine Gemeinden lukrieren Gelder aus Adventmärkten. Etwa Leiben, eine 1.350 Einwohner zählende Marktgemeinde im Bezirk Melk in Niederösterreich, findet mit ihrem "Hobby-Kunst-Advent" eine gute Einnahmequelle. Veranstaltet vom örtlichen Kultur- und Verschönerungsverein, wird der Markt im festlichen Ambiente des Europaschlosses Leiben abgehalten. Die Gemeinde gewinnt gleich mehrfach, erklärt Christine Cahak vom Kultur- und Verschönerungsverein des Ortes: "An die Gemeinde gehen die Lustbarkeitsabgabe vom Eintrittsgeld und die Miete. Auch der ganze Gewinn wird ins Schloss gesteckt, dessen Eigentümerin die Gemeinde ist. Seit 1989 wurden vom Verein schon enorme Summen in die Instandhaltung investiert."
Ein Adventmarkt, der nur einige wenige Tage oder Wochen im Jahr stattfindet, ist zwar ein unverhältnismäßig großer Aufwand. Dass davon vom Tischler über die Gemeinde bis zu dem Kind, das mit einem Geschenk vom Markt bedacht wird, viele profitieren, lässt die Mühe jedoch geringer erscheinen. Und wie könnte man den Zauber der Adventnacht besser genießen, als mit einem Häferl Punsch in der einen Hand und einem Stanitzel heiße Maroni in der anderen?
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Rathaus Wien:Ben
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Christkindlstand: Smileus
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