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Bildnachweis: Nickl & Partner Architekten AG / Stefan Müller-Naumann

Sonnenkraft nutzen

Natürliches Licht optimal einzusetzen und Gebäude effizient und flexibel zu beschatten ist nicht nur eine Frage des Wohlfühlens, sondern auch ein wichtiges Thema zur Energieeinsparung im öffentlichen Gebäudebetrieb. Von Tony Bayer

Krankenhäuser, Schulen, Kindergärten, Seniorenheime oder Veranstaltungshallen kennen das Problem: Glasfassaden und großflächige Fenster heizen Räume und Gebäude in der warmen Jahreszeit oftmals so auf, dass menschenwürdige Arbeits- und Lebensbedingungen nur mehr durch eine aktive Klimatisierung hergestellt werden können. Weil diese Maßnahme die Energiekosten sofort in schwindelerregende Höhen treibt, wird ein bedarfsgerechter Sonnen- und Blendschutz auch bei der Gebäude- und Fassadenkonzeption von kommunalen Einrichtungen zunehmend wichtig. Statt innen auf energieverbrauchsintensive Klimaanlagen zu setzen, tendieren immer mehr öffentliche Bauträger dazu, über moderne Beschattungssysteme den Wärmeeintrag durch solare Strahlung von außen zu kontrollieren und so den Energiebedarf für Kühlung deutlich zu verringern. Entsprechend geändert haben sich auch die Anforderungen an Architekten und Planer, die Sonnenschutz und Lichtlenkung viel früher in ihre Planungen integrieren und mit der Haustechnik abstimmen müssen. Und das mit gutem Grund: So hat eine aktuelle Studie des Physibel-Instituts in Maldegem, Belgien, ergeben, dass allein durch innovative Sonnenschutztechnik der Energieverbrauch in Europa so stark gesenkt werden kann, dass jährlich 80 Millionen Tonnen CO2 bei der Gebäudekühlung und 31 Millionen Tonnen CO2 bei der Gebäudeheizung eingespart werden können.

Nachhaltiges Bauen verschiebt Prioritäten

Der Wert nachhaltiger Gebäude definiert sich neben der gestalterischen Freiheit in der Architektur vor allem über eine hohe Nutzungsqualität und einen geringen Gesamtenergieverbrauch. Weil Glas statisch ist und den Energie- und Lichtfluss nicht regeln kann, spielen intelligente Sonnenschutz- und Beschattungsanlagen als integraler Teil der Gebäudeplanung eine zentrale Rolle: "Fenster, Fassaden und Verglasung haben sich inzwischen zu intelligenten Bauteilen weiterentwickelt, die sich an die äußeren Klimaeinflüsse, die Nutzeranforderungen sowie an die Haustechnik flexibel und dynamisch anpassen können", berichtet Johann Gerstmann vom Bundesverband Sonnenschutztechnik Österreich. "Dazu zählen innovative Sonnenschutz- und Fassadensysteme aus Glas, Metall, Holz oder Stoff - mehrheitlich automatisch gesteuert und teils mit Photovoltaik-Technik bestückt."

Aluminiumlamellen als Blickfang

Die Möglichkeit, Sonnenlicht zu einem wichtigen Bestandteil des Gebäude-Energiemanagements zu machen und der Wunsch nach mehr Transparenz und Funktionalität in der Gebäudehülle führen dazu, dass Bauwerke mit immer komplexerer Sonnenschutztechnik ausgestattet werden. So entschied sich z.B. das Münchner Büro Nickl & Partner Architekten AG beim Bau eines neuen Kinder- und Herzzentrums an der Universitätsklinik Innsbruck für ein flexibles "Faltschiebeladensystem" aus bis zu 4 Meter hohen Aluminiumlamellen: Die individuell angefertigte Lamellenfassade schützt die kleinen Patienten vor zu viel Sonnenlicht und schirmt die Innenräume schützend von der Außenwelt ab. Zugleich kann man durch eine raffinierte Blechlochung von innen fast ungehindert nach außen auf die Berge sehen. Die Faltschiebeläden, die sich wie eine Ziehharmonika elektronisch öffnen und schließen lassen, fügen sich dabei harmonisch in die beiden anderen Fassadenelemente des neuen Klinikgebäudes ein: Fest stehende und über die gesamte Geschosshöhe reichende Fenster wechseln sich mit senkrecht angeordneten Lüftungskästen ab, deren Seitenflächen in warmen Rot-, Orange- und Gelbtönen leuchten.

Bestnoten für integrale Planung

Die 620 Schüler und 65 Lehrer des Bundesgymnasiums Krems in der Rechten Kremszeile haben es ebenfalls gut: Ab Herbst 2014 steht ihnen nach einer 15 Millionen Euro teuren Sanierung inklusive räumlicher Erweiterung ein topmodernes und besonders energieeffizientes Schulgebäude mit hohem Komfort zur Verfügung. Denn die Bundesimmobiliengesellschaft legte als Bauherr höchsten Wert darauf, dass transparente Bauteile wie Fenster und Glasfassaden einem integralen Planungsprozess unterzogen werden. "Der Sichtbezug nach Außen, Blendschutz, Tageslichtnutzung, Schutz vor Überwärmung durch ein hochwertiges Wärmeschutzglas und die gerade in Klassenräumen und Turnsälen wichtige Raumluftqualität - alle wichtigen Parameter wurden durch die gemeinsame Einbindung der unterschiedlichen Spezialisten von Anfang an berücksichtigt," schwärmt Sonnenschutzexperte Johann Gerstmann. "Die Oberlichten der Fenster versorgen den Klassenraum nun mit viel natürlichem Tageslicht, während der untere Teil des Fensters einen bedarfsgerechten Blendschutz bietet."