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Europäischen Bürgerdialog fördern

Am 10. und 11. Dezember 2014 präsentierte der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) vor Jugendlichen an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Graz sein neues Pilotprojekt "My Europe...Tomorrow", eine Online-Plattform, die mit der Unterstützung junger Menschen zukünftig den Europäischen Bürgerdialog fördern soll.

Neben Spanien, Estland und Frankreich testen auch Jugendliche in Österreich die neue Plattform und sind aufgefordert, diese aktiv mitzugestalten, bevor der Startschuss von "My Europe...Tomorrow" in ganz Europa fällt. Am Diskurs über die Wichtigkeit eines Europäischen zivilen Dialogs sowie über die technischen und inhaltlichen Anforderungen an die neue Online-Plattform beteiligten sich auch Österreich-Projektleiter Univ.-Prof. Dr. Johannes W. Pichler, die ehemalige Präsidentin des EWSA Dr. Anne-Marie Sigmund ebenso wie Vertreter von Wirtschafts- und Arbeiterkammer sowie Arbeitsmarktservice. Auch der amtierende EWSA Präsident Henri Malosse schaltete sich via Videokonferenz am gestrigen Veranstaltungstag zu und begrüßte das Engagement der österreichischen Jugendlichen bei der Entwicklung der Online-Plattform.

"Europa ist nicht Brüssel - Europa sind wir!" lautete die Devise bei der Diskussion um einen Europäischen Bürgerdialog unter der Leitung von Univ. Prof. Dr. Johannes W. Pichler, Direktor des Österreichischen Instituts für Europäische Rechtspolitik, in den vergangenen Tagen an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät in Graz. Die neue Online-Plattform des EWSA "My Europe...Tomorrow", die aktuell noch als Rohfassung besteht, soll auf europäischer Ebene zukünftig den Austausch über Ideen und Probleme der Jugendlichen und Jungerwachsenen in ganz Europa ankurbeln. Gleichzeitig sollen die Menschen auf diesem Wege auch in Brüssel Gehör finden. "Wir müssen versuchen, die gefühlte Distanz zwischen Brüssel und den Europäerinnen und Europäern endlich zu überwinden. Dem EWSA ist es ein besonderes Anliegen, dass die Bürgerinnen und Bürger dieses Europa auch direkt mitgestalten können und ihre Ideen, Gedanken, Probleme und Bedürfnisse in Brüssel an oberster Stelle stehen. Das neue Online-Tool soll dazu einen Beitrag leisten und junge Menschen auffordern, sich zu vernetzen und ihr Europa der Zukunft gemeinsam zu gestalten", so der EWSA-Präsident Henri Malosse.

Hackathon Day - Dialog gestalten

Nancy Mazur, Leiterin IT des EWSA sowie des Ausschusses der Regionen, präsentierte den Jugendlichen in Graz bei der Eröffnung der zweitägigen Veranstaltung an Tag 1, dem sogenannten "Hackathon Day", die Plattform und ihre technischen Möglichkeiten. Die IT-Experten Dr. Wolfgang Schinagl, WKO Steiermark, sowie Martin Steinkellner sprachen über die Wichtigkeit von Datenschutz, die Gefahr der Meinungsmanipulation und den Filter negativer Inhalte in Online-Foren. Bei der Begutachtung von "My Europe...Tomorrow" bewerteten sie der Plattform in puncto Sicherheitsstandards mit absoluten Bestnoten. Anschließend hatten die Jugendlichen selbst die Möglichkeit, die Plattform auszutesten und in intensiven Workshops ihre Ansprüche und Wünsche an das Online-Tool zu diskutieren. Einige der technischen Anforderungen, die die Jugendlichen an diese Plattform an Tag 1 stellten, wie z.B. eigene Userprofile, Bewertungssystem, Zitatfunktionen, Handy-App und Design-Veränderungen etc. konnten noch am gleichen Tag direkt technisch umgesetzt werden. "Ich freue mich sehr über die intensive Beteiligung und das Engagement der Jugendlichen bei der Umsetzung dieser Plattform. Nur wenn wir wissen, welche Bedürfnisse die Jugendlichen haben, kann das Online-Tool perfekt gestaltet und so auch erfolgreich werden", zeigte sich Nancy Mazur begeistert.

Zentrales Thema war auch die Frage, wie via Plattform mit "Brüssel" kommuniziert werden könne. "Wir wünschen uns, dass die größten, relevantesten Themen auf 'My Europe...Tomorrow', die sich durch hohe Resonanz oder ein Bewertungssystem hervortun, auch in Brüssel wahrgenommen und aufgegriffen werden", waren sich die Jugendlichen einig. Wichtig sei vor allem das 'Commitment' seitens Brüssel, die Anliegen der jungen Menschen ernst zu nehmen und aktiv in ihrer Agenda aufzugreifen. So soll auch für die Jugendlichen ein Anreizsystem zur aktiven Beteiligung an der Plattform geschaffen werden.

Content Day - Jugend und Arbeit

An Tag 2 der Veranstaltung wurde dann "My Europe...Tomorrow", bereits versehen mit einigen technischen Änderungen, mit ersten Diskussionsinhalten bespielt. Jedem der vier Test-Länder wurde hierfür ein Thema zugewiesen - in Österreich diskutierten die Jugendlichen aus Schulen, Lehrberufen und Universitäten mit Vertretern der Wirtschafts- und Arbeiterkammer, des Bundesförderungsinstituts, des Arbeitsmarktservices sowie mit Dr. Anne-Marie Sigmund, EWSA Präsidentin aD, und Projektleiter Univ. Prof. Dr. Johannes W. Pichler über das Thema "Jugend und Arbeit". "Aufgrund der vergleichsweise niedrigen Jugendarbeitslosigkeit in Österreich, blickt Brüssel bei diesem Thema nach Österreich mit der Hoffnung, aus dem dualen österreichischen (Aus)bildungssystem auch 'Rezepte' für ganz Europa entwickeln zu können. Dennoch gibt es auch in Österreich besonders für Jungakademiker am Arbeitsmarkt viele Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt", so Projektleiter Univ. Prof. Dr. Johannes W. Pichler.

Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA)

Der EWSA wurde 1957 eingerichtet und ist eine beratende Einrichtung der Europäischen Union, der den EU-Organen (Europäische Kommission, Rat, Europäisches Parlament) mit seinem Sachverstand zur Seite steht. Zu diesem Zweck erarbeitet der Ausschuss Stellungnahmen zu EU-Legislativvorschlägen und behandelt in Initiativstellungnahmen weitere Themen, die seiner Meinung nach aufgegriffen werden sollten. Eine der wichtigsten Aufgaben des Ausschusses ist es, eine "Brücke" zwischen den EU-Institutionen und der "organisierten Zivilgesellschaft" zu schlagen. Er fördert die partizipative Demokratie in der EU und die Rolle der organisierten Zivilgesellschaft durch den Aufbau eines "strukturierten Dialogs" mit den sie vertretenden Organisationen in den EU-Mitgliedstaaten und in anderen Ländern weltweit.

Österreichisches Institut für Europäische Rechtspolitik

Seit 1989 ist das Österreichische Institut für Europäische Rechtspolitik, gegründet und unter der wissenschaftlichen Leitung des Rechtswissenschaftlers Direktor Univ.-Prof. Dr. Johannes Pichler, aktiv und setzt sich für eine starke, informierte und engagierte Bürgerschaft sowohl auf nationaler Ebene als auch innerhalb der Europäischen Union ein. Mit seinen Sitzen in Salzburg und Wien steht es als unabhängige Einrichtung für verantwortungsvolle Forschung im Bereich der Bürgerrechte. Das Institut ist ein Verband unter Trägerschaft des Österreichischen Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung, des Österreichischen Bundeskanzleramts und der Karl-Franzens-Universität Graz. Seit 2008 liegt der wissenschaftliche Schwerpunkt auf rechtspolitischen Fragen auf europäischer Ebene, zahlreiche Veranstaltungen, Symposien und Forschungsprojekte für ein bürgernahes und aufgeklärtes Europa mit verantwortungsvoller Gesetzgebung wurden vom Österreichischen Institut für Europäische Rechtspolitik ins Leben gerufen.