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Wirtschafts- und Tourismusminister Reinhold Mitterlehner hat gemeinsam mit dem Vizepräsidenten der Europäischen Investitionsbank (EIB), Wilhelm Molterer, ein neues Finanzierungspaket für die Tourismuswirtschaft vorgestellt. "Wir haben erreicht, dass heimische Tourismusbetriebe bis 2020 auf ein besonders zinsgünstiges Kreditvolumen von 250 Millionen Euro zugreifen können. Als wichtige Konjunkturstütze sichert der Tourismus Wachstum und Arbeitsplätze im Land", sagte Mitterlehner. "Der Tourismus ist krisenerprobt und investiert auch in schwierigen Zeiten stärker als die Gesamtwirtschaft, steht allerdings vor mehreren Herausforderungen. Einerseits aufgrund des schwierigen internationalen Umfeldes, geprägt von geopolitischen Problemen wie der Russland-Ukraine-Krise. Andererseits wegen der Basel-III-Richtlinien und der höheren Eigenkapitalerfordernisse der Banken. Daher ist unser Angebot gerade jetzt besonders wichtig", betonte Mitterlehner.
Basis für die Kooperation mit der EIB ist eine Ausweitung des Haftungsrahmens im KMU-Förderungsgesetz. Schon heuer ist eine erste Tranche von 63 Millionen Euro bei der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank (ÖHT) abrufbar, ab 2016 sind es 38 Millionen Euro pro Jahr. Für Molterer war die Relevanz der Branche mitausschlaggebend für die Darlehenszusage: „Der Tourismus stellt für Österreich nicht nur eine Schlüsselbranche dar, er hat sich auch in Krisenzeiten als besonders robust und wachstumsstark erwiesen. Gerade die Klein- und Mittelbetriebe spielen bei der Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen eine herausragende Rolle. Trotzdem stellt für viele Betriebe die Beschaffung langfristiger Kapitalmarktfinanzierungen nach wie vor eine Herausforderung dar. Gemeinsam mit unserem langjährigen Partner ÖHT wollen wir auch künftig Darlehen anbieten, die den Finanzierungsbedürfnissen der Unternehmen entsprechen", so Molterer.
"Geförderte Kredite mit langen Laufzeiten und langfristig günstigen Zinsen sind gerade jetzt besonders gefragt“, betonen die ÖHT-Geschäftsführer Wolfgang Kleemann und Franz Hartl. Aufgrund der Kooperation mit der EIB kann die Finanzierungsschwelle für zinsbegünstigte Kreditmittel auf eine Gesamtinvestitionssumme von 700.000 Euro (statt bisher einer Million Euro) gesenkt werden, wodurch der Adressatenkreis größer wird und mehr Projekte unterstützt werden können. Durch eine Garantie des Bundes können diese Kreditmittel sehr zinsgünstig (0,9 bis 1 Prozent) angeboten werden. Optional können die Bundesländer die Wirkung durch die Übernahme des Zinsendienstes weiter verstärken.
Tourismus-Kredite aus ERP-Fonds erweitert
Zusätzlich kann das für den Tourismus im ERP-Fonds vorgesehene Kleinkredite-Volumen von acht auf 11,5 Millionen Euro erhöht werden, wenn der Bedarf vorhanden ist. Die Kreditobergrenze steigt von 100.000 auf bis zu 300.000 Euro, womit zusätzliche Projekte gefördert werden können. Damit können gerade in der Gastronomie zahlreiche Investitionsbedürfnisse abgedeckt werden, wie etwa die Finanzierung des Inventars, von Lüftungsanlagen oder von Energieeffizienzmaßnahmen. Der Vorteil des Kleinkredits besteht in einem vereinfachten Verfahren und besonders niedrigen Fix-Zinsen von 0,75 Prozent, die tilgungsfreie Zeit liegt bei einem Jahr. Als weiteres Angebot im ERP-Fonds sind wieder 50 Millionen Euro für größere, längerfristige Tourismus-Finanzierungen reserviert. Diese aus der Marshallplan-Hilfe stammenden Mittel zeichnen sich durch tilgungsfreie Zeiten von zwei Jahren und niedrige Fixzinssätze von derzeit 1,125 Prozent aus.
Positive Investitions-Bilanz - 780 Millionen Euro bewegt
Die positive Vorjahres-Bilanz der ÖHT unterstreicht den Bedarf nach zusätzlichen Finanzierungen. Mit einem geförderten Kredit- und Haftungsvolumen von 229 Millionen Euro konnten im Vorjahr Gesamtinvestitionen in Höhe von rund 780 Millionen Euro unterstützt werden. Das ist ein Plus von über 30 Prozent im Vergleich zu 2013. Neben der Wertschöpfung für den Tourismus wurden damit auch 24.000 Arbeitsplätze gesichert und geschaffen. Eine positive Entwicklung verzeichnet die ÖHT zudem bei der Eigenkapitalquote, die in der Qualitäts-Hotellerie durchwegs positiv ist. Verbessern konnten sich vor allem Drei-Sterne-Unternehmen, die zuletzt ein positives Eigenkapital von mehr als zehn Prozent verzeichnen konnten.
Betriebe investieren kräftig in Ganzjahres-Angebote
Wie in der Tourismusstrategie angestrebt, entwickelt sich Österreich zunehmend in Richtung Ganzjahresdestination. "Mehr als 55 Prozent der Investitionen kommen aus Unternehmen, die damit ein Ganzjahreskonzept verfolgen", so Mitterlehner. Rund 43 Prozent wurden in Wintersaisongebieten getätigt. Generell kommen die Tourismus-Investitionen vor allem ortsansässigen Branchen und Professionisten zugute und sind damit eine wichtige Stütze der regionalen Konjunktur. Insbesondere das Bau- und das Baunebengewerbe, die Installations- und Elektrobranche, Tischler und Innenausstatter sowie Architekten profitieren. Rund die Hälfte des eingesetzten Kapitals fließt an regionale Firmen im Umkreis von bis zu 30 Kilometern.