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Gescannt, gesichert und erfasst

Handy, Smartwatch oder Handvenen-Scanning. Ohne digitale Technik gibt es bald nirgends mehr unbefugten Einlass. Auch Zeiterfassungs- und Brandschutztechnologien sind immer öfter online.
Von Christoph Archet

Ob über E-Card, eigene kommunale Lösungen, Bluetooth, Near Field Communications (NFC), oder Cloud basierte Schlüsselsysteme, der bedarfsgerechte Einsatz von Zutrittsberechtigungen wird immer komplexer. Zahlreiche österreichische Gemeinden investierten bereits in den vergangenen Jahren in IT-basierte Zutritts- und Zeiterfassungssysteme. In dieser kurzen Zeit entwickelten die Unternehmen ihre Systeme kontinuierlich weiter, so dass auch die Einsatzbereiche im öffentlichen Raum breiter geworden sind. Wurden am Beginn dieser Entwicklung vor allem Zutritte zu Gemeindegebäuden und Abfallwirtschaftszentren digital, also per Chipkarte geregelt, so sind jetzt immer mehr individuelle Zutrittslösungen am Vormarsch. Etwa der autorisierte Zugang zum Büro des Bürgermeisters, der Amtsleitung, der Buchhaltung oder den Sitzungssälen für einen genau bestimmten Personenkreis. Anderseits bleiben die Türen der Städte und Gemeinden für den Bürger offen. Bibliotheken oder Bürgerservicestellen können mit erweiterten Öffnungszeiten ausgestattet und damit einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden.

Diese digital basierten Zutrittssysteme ermöglichen es dann auch, diverse Veranstaltungen wie Hochzeiten, Vereinstreffen, Gemeindebesprechungen oder Wahlen in öffentlichen Gebäuden durchzuführen, ohne dafür eigene Mitarbeiter abzustellen. „Unbefugter Zutritt zu einzelnen Räumen wird somit ausgeschlossen, Diebstahl wird verhindert, verloren gegangene Zutrittsanhänger werden einfach über die Software gesperrt“, erklärt Alexandra Grimm, Pressesprecherin des Österreichischen Wachdienstes, die Vorteile der Technik.

In der Praxis herrscht große Akzeptanz

Wie sich solche Technologien in der Praxis anfühlen, zeigt zum Beispiel die Salzburger Gemeinde Thalgau. Nach der Generalsanierung des Schwimmbades 2013, setzt man hier auf ein neues Zutrittssystem. Auf Saisonkarten werden neben Name, Adresse und persönlichen Daten auch die Eintritte ins Bad erfasst. Die Karte wird bei Eintritt über das Kassensystem gezogen. Die Gemeinde weiß, wann die Karte gekauft und aktiviert wurde und wer der Inhaber ist. Zusätzlich lässt sich auch feststellen, wie viele Erwachsene und Kinder das Bad besuchen. Sollte die Chipkarte einmal verloren gehen, kann diese umgehend gesperrt werden. Ein teurer Schlüsselnachkauf entfällt. „Die Akzeptanz ist jedenfalls sehr groß und besser als ursprünglich gedacht“, weiß Verwaltungsmitarbeiterin Andrea Wesenauer.

Auch in der neu gebauten Volksschule gibt es keine traditionellen Schlüsselsysteme mehr. Hier wird auf vernetzte Chip-Technik gesetzt. „Man weiß, wo der Chip sperrt, ob er aktiv ist oder nicht und wer im Besitz einer solchen Zugangsberechtigung ist“, so Wesenauer weiter. Die Eintrittsberichtigungen werden dabei ganz individuell vergeben. So können zum Beispiel externe Benützer der Turnhalle nur Eingang zum Gebäude und den Zugang zur Turnhalle öffnen. Der Schulwart und die Lehrer hingegen halten eine Generalberechtigung für alle Räume in Händen. Nicht jeder kann also überall hinein. Ein weiterer Vorteil sei es, dass die Türen immer geschlossen bleiben und kein unbeabsichtigtes Offenlassen vorkommen kann, erklärt die Gemeinde. In der Gemeindeverwaltung freut man sich zudem über die unkomplizierte Handhabung der Chip-Karten sowie über die geringen Kosten der Wartung. Andrea Wesenauer: „Der Chip kostet fast nichts. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Ausgabe der Zutrittsberechtigungen sowie die Eingabe der Berechtigungen vom Schulwart vorgenommen wird. Hierzu braucht es kein Service des Anbieters. Nur das technische System selbst wird vom Anbieter gewartet“. Das System wird auch auf die Hauptschule und das Polytechnikum in Thalgau ausgedehnt.

Handvenen-Scanning

Wie weit die Innovationen reichen, zeigen auch Beispiele vieler in Österreich tätiger Unternehmen. So bietet etwa der Niederösterreicher Rainer Philippeit ein neues, biometrisches Sicherheitssystem an. Das Prinzip lautet: Zutritt erst nach Scan der Handvene! Die Funktionsweise ist einfach erklärt: Das Handvenenmuster ist bei jedem Menschen einmalig und kann auch nicht verändert werden. Beim Erfassen einer Person wird das innenliegende Venenmuster mittels Infrarotsensor aufgenommen. Danach braucht die Hand nur kurz über einen Sensor gehalten werden und zwar ganz ohne Berührung. Somit können Zutrittskontrollen, Sicherung spezieller Bereiche, exakte Zeiterfassung oder auch Türöffner und Alarmanlagen zuverlässig, hygienisch und komfortabel mit der „Key-Karte aus der Hand“ gesteuert werden. Dieses System war auch schon bei Sportgroßveranstaltungen im Einsatz.

360° City

Um künftig eine bessere räumliche Übersicht über Drehsperren, elektronische Zylinder oder Zeiterfassungsterminals zu haben, entwickelte das Unternehmen Kaba ein 3-D-Gebäude, in dem man sich virtuell bewegen kann. So kann man nicht nur mit einem Klick in ein Verwaltungsgebäude eintauchen, sondern auch die dort installierte Schließ- und Zeiterfassungstechnik zentral bedienen.

5.000 Türen

„Nachdem die Lösungen mittlerweile über das 'einfache' Schließen längst hinausgehen, arbeitet das Unternehmen Essecca an Gesamtlösungen für Gebäude, bei denen zum Beispiel Alarmierung, Steuerung, Video, Zutritt und Licht-/Heizungssteuerung integriert sind“, so Wilfried Hirmann, Geschäftsführer der Essecca GmbH, dessen Team zuletzt in der Wirtschaftsuniversität WU Wien punkten konnte. „Allein in der WU sind rund 5.000 Türen vorhanden“, weshalb auch neue Wege für das Management der Daten und der Raumressourcen erforderlich waren.

Essecca hat dafür eine Anbindung an die bestehende Universitätsdatenbank geschaffen und ein System entwickelt, bei dem die Buchung und die Zutrittsberechtigung von Schulungsräumen via Smartphone erledigt werden kann.

BBG fördert Innovationen

Welchen Stellenwert IT-basierte Zutritts-, Buchungs- oder Messsysteme im öffentlichen Bereich haben, zeigte ein Projektwettbewerb, der im Auftrag des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW) sowie des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) durch die IÖB-Servicestelle 2014 in der Bundesbeschaffungsgesellschaft ausgerichtet wurde. Fünf innovationsfördernde öffentliche Beschaffer (IÖB) gingen als Sieger hervor.

Die Bandbreite der Siegerprojekte reicht von einem innovativen Zutrittssystem mit Online-Buchung über ein digitales Messsystem für Energie- und Wasserverbrauch bis zu einem elektronischen Beschilderungssystem. „Die Siegerprojekte zeigen die Vorteile innovativer Beschaffungen auf. Sie unterstützen die Modernisierung der Verwaltung, machen deren Dienstleistungen für die Bürger attraktiver und setzen wichtige Innovationsimpulse für die heimische Wirtschaft“, sagte Wissenschafts-, Forschungs- und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner. „Der Fokus auf Innovation führe zu effizienten und kundenfreundlichen Angeboten. Weiters entstünden damit Referenzmärkte für neue Produkte, Verfahren und Dienstleistungen österreichischer Unternehmen, was wiederum die Wettbewerbsfähigkeit erhöhe und Arbeitsplätze schaffe“, hieß es weiter.

Einer der fünf Gewinner ist die Universität Mozarteum Salzburg, die zum Beispiel mittels eines digitalen Zutrittssystems ihren Studenten mehr Nutzungsmöglichkeiten von Proberäumen und eine effiziente Buchung via Internet und Smartphone ermöglichen möchte. Aus Tirol konnten die Leopold-Franzens-Universität Innsbruck und die Medizinische Universität Innsbruck überzeugen, die gemeinsam ein internes digitales Messsystem für Energie- und Wasserverbräuche schaffen wollen, mit Energie- und Wassereinsparungen im Wert von mindestens 45.000 Euro pro Jahr. Für 2015 ist die Durchführung eines ähnlich gelagerten IÖB-Projektwettbewerbs geplant.