Bildnachweis: GWÖ
Nach der erfolgreichen Abstimmung zur Gemeinwohl-Ökonomie im Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) mit einer überragenden Mehrheit von 86 Prozent im September dieses Jahres, stieg das Interesse am ethischen Wirtschaftsmodell in den politischen Kreisen der EU sprunghaft an.
Am 10. Dezember, wurde in einer öffentlichen Veranstaltung im Europaparlament über die Gemeinwohl-Ökonomie als nachhaltiges Wirtschaftsmodell für den sozialen Zusammenhalt breit diskutiert. Ramón Jáuregui als Europaparlamentarier der Progressiven Allianz der Sozialisten und Demokraten stellte gleich zu Beginn die Frage: „Ist der Vorschlag für eine Wirtschaft, die sich am Gemeinwohl ausrichtet, nur eine naive Idee, oder tatsächlich möglich?“ Für ihn ist es eine Notwendigkeit, denn die Ziele und Werte der Gemeinwohl-Ökonomie seien bereits in den Verfassungen der europäischen Länder verankert. Besonders hervorgehoben hat Jáuregui den konkreten und praxisnahen Ansatz, den die Gemeinwohl-Ökonomie bereits auf der Unternehmensebene mit der Anwendung einer Gemeinwohl-Bilanz umsetzt. Hier wird gemessen, was die BürgerInnen tatsächlich fordern: Würde am Arbeitsplatz, Gleichberechtigung, die Einhaltung der Menschenrechte, den Schutz der Umwelt und Transparenz.
Christian Felber, der die Gemeinwohl-Ökonomie mit einem Dutzend österreichischer Unternehmen entwickelt hat, machte heute den zahlreichen anwesenden Komissionsbeamten, Europaparlamentariern und Mitgliedern des EWSA deutlich, dass es sich bei der Gemeinwohl-Ökonomie um eine ethische Marktwirtschaft handelt. Neu ist das Ziel: Nicht Gewinnorientierung sondern Gemeinwohl-Orientierung bestimmt das wirtschaftliche Handeln.
Gemeinwohl-Ökonomie Die Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) wurde 2010 vom Wirtschaftsreformer und Buchautor Christian Felber gemeinsam mit einer Gruppe österreichischer Pionier-Unternehmen initiiert. Es handelt sich um ein ethisches Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell, dessen Ziel es ist, die freie Marktwirtschaft über einen demokratischen Prozess an Gemeinwohl-Werten auszurichten. Aktuell wird sie von über 2.130 Unternehmen und Vereinen (wie z. B. Sparda Bank München, VAUDE, GEA, Sonnentor, Göttin des Glücks, Lebenshilfe Tirol oder FH Burgenland) unterstützt, rund 250 haben eine Gemeinwohl-Bilanz erstellt. Auch Gemeinden und Universitäten zählen zu den PionierInnen. Grundlage für die internationale Verbreitung in mittlerweile 40 Staaten ist das Buch „Gemeinwohl-Ökonomie“, das in 9 Sprachen vorliegt. |
Der grüne Europaparlamentarier Sven Giegold setzt sich auch auf EU-Ebene für den Wandel hin zu einer europäischen ethischen Marktwirtschaft ein. Für ihn ist es Zeit, die soziale Verantwortung von Unternehmen (CSR – Corporate Social Responsibility) von der Freiwilligkeit loszulösen und sie für ihre ethischen Leistungen auch zu belohnen. Diese qualitative Weiterentwicklung der CSR würde in vielen Unternehmen ein schnelles Umdenken auslösen, weil ethisch Wirtschaften nicht mehr teurer, sondern billiger wird.
Für Pedro Ortrún von der DG Growth der EU-Komission ist die Gemeinwohl-Ökonomie „ein Schritt vorwärts“ und ein „guter Ansatz“. Ortrún sieht einen günstigen politischen Zeitpunkt, erste Elemente der Gemeinwohl-Ökonomie zu entwickeln und in den europäischen Rechtsrahmen zu integrieren. Aufgrund der positiven Resonanz der heutigen Debatte wird die Gemeinwohl-Ökonomie-Bewegung im kommenden Jahr weitere Veranstaltungen auf europäischer Ebene initiieren.
13. Februar 2016, Volkstheater Wien
EIne andere Ökonomie ist möglich!
Anlässlich des 5-jährigen Bestehens des in Österreich entwickelten Modells der Gemeinwohl-Ökonomie und des Projektes Bank für Gemeinwohl, der ersten ethischen Alternativbank Österreichs, findet am 13. Februar 2016 das Gemeinwohl-Fest mit hochkarätigen Gästen und Top-Speakern im Wiener Volkstheater statt.
Alle Informationen sind unter www.ecogood.org/gemeinwohl-fest zu finden.