wirtschaft politik service

Bildnachweis: Ruth Black - Fotolia.com

Die Erfolgsgemeinden 2016

Die Ergebnisse des alljährlichen public Top-250-Gemeinderankings liegen vor. Auch heuer nahm das KDZ – Zentrum für Verwaltungsforschung die Finanzdaten der heimischen Gemeinden unter die Lupe. Bei der Bonität setzt sich im Prinzip der Trend der letzten Jahre fort. Im Detail gibt es wieder Verschiebungen.
Von Agnes Kern

Ob man zu den Gewinnern des Rankings zählt, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Hohe gemeindeeigene Steuern und saftige Ertragsanteile bilden schon einmal eine gute Basis, aber auch die demografische Entwicklung wirkt sich sowohl auf die Einnahmen- als auch auf die Ausgabenseite aus. Und während die oberösterreichischen Gemeinden mehr als 555 Euro je Einwohner an Krankenanstalten-, Landes- und Sozialhilfeumlagen zahlen müssen, kommen die burgenländischen bzw. steirischen Gemeinden auf rund die Hälfte dieses Betrages. Manchmal sind die Rahmenbedingungen so eng, dass selbst das beste Gemeindemanagement nichts daran ändern kann. Nichtsdestotrotz schaffen es einige Gemeinde besser zu wirtschaften als andere. Manchmal ist auch eine gehörige Portion Glück mit an Bord. Die diesjährigen Top-5-Gemeinden sind bunt über die Bundesländer verteilt. Unter ihnen befinden sich eine oberösterreichische, eine Vorarlberger, eine burgenländische und zwei niederösterreichische Gemeinden. Die Bilanz deren Erfolge ist so vielfältig wie die Gemeinden selbst:

Platz Gemeinde, Bundeland EW-Größenklasse Bonitätswert Rang 2014 +/- Vorjahr
1

Reichersberg, OÖ 

1.001 – 2.500 

1,07 11 + 10
2

Langen bei Bregenz, Vbg. 

1.001 – 2.500  1,10 3 + 1
3

Andau, Bgld.

1.001 – 2.500  1,10 59 + 56
4

Gresten, NÖ

1.001 – 2.500  1,11 2 - 2
5

Schönkirchen-Reyersdorf, NÖ 

1.001 – 2.500  1,11 12 + 7

Lesen Sie mehr:

Reichersberg:  Mit gutem Management ans Ziel
Langen bei Bregenz: Familien und Junge im Ort halten
Andau: Abwanderung verhindern
Gresten: Alle profitieren von Investitionen
Schönkirchen-Reyersdorf: Ein großes Maß an Disziplin

 

Eine Gesamtschau des Bonitätsrankings

Laut Analyse des KDZ weisen die Gemeinden im Burgenland und in Salzburg auch im diesjährigen Bonitätsranking die besten Werte auf. Besonders im Burgenland erlangten viele Gemeinden wieder Top-Platzierungen – ein Viertel aller Gemeinden verfügt über eine sehr hohe Bonität. Während 40 Prozent der Gemeinden im obersten Fünftel angesiedelt sind, findet man nur vier Prozent im untersten und damit schlechtesten Fünftel. Allerdings ist die Finanzkraft der burgenländischen Gemeinden im Österreich-Vergleich gering. Die Gründe: sehr geringe laufende Transferzahlungen an das Land sowie geringe Personal- und Sachausgaben. Des Weiteren hat sich der Verkauf der BEGAS-Anteile im Jahr 2012 positiv auf die burgenländischen Gemeindefinanzen ausgewirkt.

In Salzburg verfügen 19 Prozent der Gemeinden über die höchste Bonitätsstufe, mehr als ein Drittel liegt im obersten Fünftel und lediglich acht Prozent im untersten Fünftel. Aufgrund des höheren Steueraufkommens und der Wirtschaftskraft ist die Finanzkraft in Salzburg dank hoher Ertragsanteile sowie gemeindeeigener Steuern besonders hoch. Dank landesinterner Reformen sind die Transfers in den letzten Jahren geringer angestiegen. Auch der Bevölkerungszuwachs führt zu steigenden Einnahmen.
Dagegen weisen Gemeinden in Kärnten, Oberösterreich und der Steiermark die geringsten Bonitätswerte auf. Kärnten kämpft aufgrund der schrumpfenden Bevölkerungszahl mit strukturellen Problemen, einer geringeren Finanzkraft sowie sehr hohen Transferzahlungen an das Land. Trotz der an sich hohen Finanzkraft schneiden die Gemeinden in Oberösterreich aufgrund der höchsten Transferlast im Österreichvergleich nicht so gut ab. Hinzu kommen eine kleinteilige Gemeindestruktur und die damit verbundenen hohen ordentlichen Ausgaben je EW der Gemeinden unter 1.000 Einwohner. Die Steiermark ergibt ein ähnliches Bild. Unterschiedliche Trends kann man in anderen Bundesländern beobachten. In Tirol sind die Gemeinden mehrheitlich in der oberen Hälfte. In Vorarlberg weisen die Gemeinden tendenziell ein schlechteres Bild aus – ein Großteil der Gemeinden befindet sich in der unteren Hälfte. In Niederösterreich zeigt sich hingegen ein homogenes Bild. Die Gemeinden verteilen sich gleichmäßig auf die unterschiedlichen Bonitätsstufen.

Besonderheiten nach Gemeindegrößen

Wie in den vergangenen Jahren liegen auch im Gemeinderanking 2016 in absoluten Zahlen vor allem kleine Gemeinden im ersten Zehntel des Rankings. Da es aber insgesamt mehr kleine als große Gemeinden in Österreich gibt, wird hier nur der Anschein erweckt, dass kleine Gemeinden überrepräsentiert sind. In der Realität sind nur 8 von 961 Gemeinden mit 1.000-2.500 EW unter den Top 10 und weisen damit keinen höheren Anteil auf als eine von 85 Gemeinden mit über 10.000 EW.

In Summe zeigt sich eine relativ gleichmäßige Verteilung mit folgenden Besonderheiten: Die höchste Bonität haben Gemeinden zwischen 2.501 und 5.000 EW (13 Prozent). Den geringsten Anteil haben Gemeinden bis 1.000 EW sowie über 10.000 EW (mit 7 bzw. 5 Prozent). Die schlechtesten 210 Gemeinden sind Gemeinden bis 1.000 Einwohner (18 Prozent ihrer Größenklasse) bzw. über 10.000 EW (12 Prozent ihrer Größenklasse). Den geringsten Anteil im untersten Bereich weisen Gemeinden zwischen 2.501 und 10.000 EW auf (6 Prozent). Im Mittelfeld ist der Anteil der Gemeinden mit über 5.000 Einwohnern auffällig hoch. Diese Gemeinden haben sich im Ranking gegenüber dem Vorjahr verbessert. Gemeinden bis 1.000 EW sind tendenziell finanzschwach. Sie weisen jedoch aufgrund struktureller Probleme hohe Ausgaben je EW auf.

Gemeinden über 10.000 EW sind grundsätzlich finanzkraftstark, tragen jedoch hohe Transferlasten an die Länder und indirekt an die kleineren Gemeinden. Sie weisen zudem hohe Ausgaben für zentralörtliche Aufgaben aus, die im Finanzausgleich unzureichend abgegolten werden. Die Gesamtschau des Bonitätsranking zeigt, dass die Gemeinden – bis auf die Ausreißer in den genannten Größenklassen – relativ gleichmäßig verteilt sind.

Kennzahlen der Analyse

Die Analyse der Gemeindehaushalte basiert auf der Berechnung von Kennzahlen im Rahmen des schon seit vielen Jahren vom KDZ verwendeten KDZ-Quicktests. Mit diesen Kennzahlen werden die Gemeindefinanzen auf Basis des Voranschlags- und Rechnungsquerschnitts anhand der vier Dimensionen Ertragskraft, Eigenfinanzierungskraft, Verschuldung und finanzielle Leistungsfähigkeit analysiert. Zu den Kennzahlen zählen die öffentliche Sparquote, die Eigenfinanzierungsquote, die Verschuldungsdauer, die Schuldendienstquote, die finanzielle Leistungsfähigkeit, die Eigenfinanzierungsquote und der Verschuldungsgrad.

Wir gratulieren den Gewinnern jedenfalls sehr herzlich!

 

Alle Hintergrundinformationen

Ranking-Tabellen zum Downloaden

Gemeindeatlas zum Download

KDZ Quicktest

Hintergrundinfos zu public und zum KDZ

Presseaussendungen

public Bonitätsranking 2016 - Die Top-250-Gemeinden Österreichs

Reichersberg auf Platz 1

Vorarlberger Gemeinde Langen wieder unter Top 5

Gemeinde Andau ist top

Zwei nö Gemeinden unter Top 5

Ein Salzburger Dauerbrenner