Bildnachweis: Marktgemeinde Schönkirchen-Reyersdorf
Die rund 2.000 Einwohner zählende Gemeinde Schönkirchen-Reyersdorf aus dem Bezirk Gänserndorf liegt im public-Ranking erstmals unter den Top 5 und konnte sich gegenüber den Vorjahren deutlich verbessern.
Von Agnes Kern
Bürgermeister Peter Hofinger ist begeistert: „Das ist ein toller Erfolg, der uns sehr freut. Wir sehen es aber als Herausforderung für die Zukunft." Das Erfolgsrezept: Jede Ausgabe wird auf ihre Notwendigkeit geprüft. Das Ziel: eine effektive Einkaufs- und Investitionspolitik. „Da kann man sehr viel bewirken, aber das setzt auch ein großes Maß an Disziplin voraus.“
Ihre Hausaufgaben hat Schönkirchen-Reyersdorf in den letzten Jahren jedenfalls erfüllt. Dank zahlreicher Investitionsprojekte verfügt die Gemeinde nun über eine neue Trinkwasseraufbereitungsanlage, eine Volksschule mit Hort, einen fünfgruppigen Kindergarten, ein saniertes Feuerwehrhaus sowie eine komplett auf LED umgestellte Straßenbeleuchtung und zahlreiche neue Straßen. Trotz der vielen Investitionen verfügt die Gemeinde noch über weitere Rücklagen. Einige Projekte halfen auch Kosten zu sparen, wie die neue Beleuchtung, die eine Ersparnis von 30.000 bis 40.000 Euro im Jahr bringt.
Das neue Feuerwehrhaus in der Gemeinde Schönkirchen-Reyersdorf. |
Besonders stolz ist Hofinger auch auf das neue Feuerwehrhaus: „Bis vor kurzem haben wir ja zwei Feuerwehren gehabt. 2006 haben wir sie zusammengelegt. Das hat zwei Jahre gedauert. Aber das ist niederösterreichweit einmalig gewesen. Da haben wir viel Wind aufgewirbelt. Sie wissen ja, die Feuerwehr ist eine heilige Kuh in der Gemeinde. Es ist uns gelungen. Die Hausaufgabe für uns war das neue, gemeinsame Feuerwehrhaus. Das haben wir dann auch gebaut und ohne Kredite um 1,3 Mio. Euro. finanziert.“ Auf Leasing-Basis wurden einzig die Schulprojekte durchgeführt, die noch bis 2019 laufen. Auch hier wird die Gemeinde bald noch mehr Luft haben: „Das meiste davon ist ja schon überstanden. Das ist dann abbezahlt“, meint der Bürgermeister.
Einen Joker hat die Gemeinde. Sie liegt im niederösterreichischen Weinviertel am Nordrand des Marchfeldes und ist eine der Erdöl-und Erdgasgemeinden Österreichs. 1977 errichtete dort die OMV für die Erdgasgewinnung und -speicherung die Speicherstation Schönkichen/Reyersdorf. Von diesem Standortvorteil profitiert die Gemeinde nach wie vor. „Vor 20 bis 30 Jahren waren hier bei der OMV 6.500 Personen tätig, heute sind es 700. Das ist sehr zurückgegangen, aber es gibt noch Ausgleichszahlungen, die mit der OMV ausverhandelt wurden. Hier lukrieren wir eben noch einiges,“ erklärt Hofinger.
Bürgermeister Hofingers Ziele für die Zukunft „Wir investieren immer wieder in die Jugend, in die Vereine, in Bauland für Ortsbürger zu erschwinglichen Preisen, Kindergarten, Schule und Hort, damit viele junge Menschen im Ort bleiben. Wir wachsen mit rund 8,5 Prozent. Wichtig ist, dass wir nicht zu schnell wachsen, weil sonst kommen wir mit der Infrastruktur nicht nach. Die Leute, die herziehen, wollen, dass die Qualität stimmt.“ |
Besondere Herausforderungen für die Gemeinde sieht der Bürgermeister momentan keine. Oberstes Ziel ist, das derzeitige Niveau zu halten und die Lebensqualität der Ortsbevölkerung auch weiterhin zu sichern. „Wir hoffen, dass die finanzielle Situation auch weiterhin so gut bleibt. Es kommt immer aufs Wirtschaften drauf an. Wasser und Kanal, das sind die Haupteinnahmesorgen. Das muss man laufend anpassen. Jede Kostenstelle braucht Kostenwahrheit, deshalb schreibt jeder Mitarbeiter auch seine täglichen Stunden auf die jeweilige Kostenstelle.“ Derzeit stehen zwei Großprojekte an. Zum einen möchte die Gemeinde einen neuen Bauhof errichten, denn momentan befindet sich dieser samt Problemstoffübernahmestelle im Kerngebiet des Ortes. Das zweite Großprojekt betrifft die Erschließung eines Baulandgebietes für Einheimische, um die Jungen auch weiterhin im Ort halten zu können. Abgangsposten ist, wie in vielen Gemeinden, das Freibad. „Das kostet uns 50.000 bis 70.000 Euro im Jahr – was könnten wir um dieses Geld an Straßen und Gehsteigen bauen.“ Im Hintergrund lacht der Amtsleiter: „Wir sollten es zusperren, dann lägen wir im public-Ranking auf Platz vier!“ Eine kommunale Einrichtung, die noch aus der guten Zeit stammt. „Wie ich im Jahr 2000 gekommen bin, haben wir da über 2,5 Mio. Euro reingesteckt und haben das Freibad umgebaut. Aber selbst wenn wir ein gutes Jahr haben, kann man das nicht mit den Eintritten finanzieren. Wir tun eh schon alles. Wir stellen Studenten als Bademeister an, wir besetzen die Kasse wirklich nur, wenn Betrieb ist usw. Der Anteil der Bevölkerung, der diese Infrastruktur nutzt, liegt bei 15 bis 18 Prozent. Die Freibäder sterben. Immer weniger Kinder können überhaupt noch schwimmen,“ erklärt der Bürgermeister. Für private Investoren ist das völlig uninteressant. Eine gemeindeübergreifende Lösung wäre gefragt, aber solange man in der Region keine gemeinsame Linie findet, wird es schwierig, das in die Jahre gekommene Bad zu erhalten. „Wir haben schon einiges erledigt. Vielleicht gelingt mir das irgendwie. Sonst haben wir alles geschafft.“ Für Hofinger steht der Bürger natürlich an vorderster Front.