Bildnachweis: Fraunhofer IGD
Demokratie lebt von der Beteiligung der Bürger. Gerade bei Entscheidungen in der Stadt gilt es die Menschen mitzunehmen. Im vom Fraunhofer IGD koordinierten Projekt smarticipate entsteht eine Software-Plattform, die hilft, Bürger bei der Gestaltung ihres Lebensumfeldes einzubeziehen.
Es ist ausgesprochen schwer, Bürger davon zu überzeugen, dass eine Maßnahme in ihrer Stadt notwendig war, wenn man sie erst mit dem Ergebnis konfrontiert. Zudem können Behörden noch so gründlich arbeiten, auch ihnen bleibt bisweilen ein wichtiges Detail bei der Entscheidungsfindung verborgen. Die Offenlegung von kommunalen Planungsvorhaben hat daher eine gute Tradition. „In die umfangreichen Planungsunterlagen, zum Beispiel bei der Gestaltung eines neuen Stadtteils, können sich jedoch häufig nur Experten sinnvoll einarbeiten“, erklärt Dr. Joachim Rix vom Fraunhofer IGD. „Das ist natürlich sehr unbefriedigend für die vielen Bürger, welche von der Maßnahme betroffen sind.“ Rix und seine Forscherkollegen wollen diesen Umstand im Rahmen des EU-Forschungsprojekts smarticipate ändern.
In smarticipate entwickeln die 10 Partner aus 6 europäischen Ländern unter Federführung des Fraunhofer IGD eine ganzheitliche Software-Plattform zur Bürgerbeteiligung. Die Basis dieser Lösung bilden interaktive 3D-Stadtmodelle. Dort werden die Planungsvorhaben bildhaft und damit leicht verständlich angeboten. Das Ganze funktioniert auch online, so dass alle Interessierten bequem von zu Hause aus Vorschläge in den Planungsprozess einbringen können. „Dabei liefern die Lösungen gleich Informationen, warum einige Planungsvarianten nicht möglich sind“, erklärt Rix. „Wenn zum Beispiel der Untergrund einen Brückenbau an der vorgeschlagenen Stelle ausschließt, kann dies dem Anwender angezeigt werden.“
smarticipate — Hamburg, Rom, London
Hamburg plant in einer Testphase von smarticipate, die Bürger dabei einzubinden, Standorte für neue Bäume im Stadtgebiet zu finden. Dabei können Erlen, Ulmen oder Eichen in einer 3D-Landschaft positioniert werden. Rom will gemeinsam mit seinen Bürgern passende Orte für Urban-Gardening-Projekte finden sowie über die Neunutzung leerstehender Gebäude entscheiden. Die Londoner Bezirke Kensington und Chelsea geben die Plattform in die Hand von Bürgerinitiativen, die darüber ihre Wünsche und Ideen entwickeln können. Die Stadt liefert dabei die Daten, die Bürgerinitiativen stellen wiederum mit der Plattform ihre benötigten Anwendungen zusammen.