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Luftverschmutzung in Österreich hoch

In Österreich sterben rund 8.200 Menschen pro Jahr infolge der Luftverschmutzung, wie eine aktuelle Studie der Europäischen Umweltagentur zeigt. Damit verursachen Schadstoffe 17 Mal so viele Todesfälle wie Verkehrsunfälle, macht der VCÖ aufmerksam. Die Hauptverursacher der Schadstoffe sind der Kfz-Verkehr, das Heizen und die Industrie.

Die höchste Stickstoffdioxid-Belastung gibt es österreichweit in Tirol, gefolgt von Salzburg und Wien. Der VCÖ fordert die Abschaffung der Steuerbegünstigung von Diesel und einen Zeitplan für  ein Verkaufsende von  Neuwagen, die mit Diesel oder Benzin fahren. Luftverschmutzung macht krank und führt zu vorzeitigen Todesfällen. In Österreich sterben laut aktueller Studie der Europäischen Umweltagentur 8.200 Menschen pro Jahr an den Folgen der Luftverschmutzung. "Luftverschmutzung kostet in Österreich 17 Mal so vielen Menschen das Leben wie Verkehrsunfälle", verdeutlicht VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen. Vor allem die kleinen Feinstaubpartikel PM2,5 sowie Stickstoffdioxid (NO2) verursachen große Gesundheitsschäden. 

In Österreich wurde im Vorjahr in sechs Bundesländern der Jahresgrenzwert für Stickstoffdioxid (NO2) überschritten. Am höchsten war die Belastung mit Stickstoffdioxid in Vomp in Tirol mit 59 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter Luft, der Grenzwert liegt bei 30 Mikrogramm (plus 5 Mikrogramm Toleranzmarge). Viel zu hoch war die gesundheitsschädliche Belastung auch in der Stadt Salzburg, Hallein, in Wien am stark befahrenen Hietzinger Kai, entlang der Brenner- und Inntalautobahn sowie in Lustenau, Feldkirch und Enns. Hauptverursacher für NO2 sind Dieselabgase.

Gleichzeitig sind 78 Prozent der in Österreich getankten Treibstoffmenge aber Diesel. Österreich liegt damit deutlich über dem EU-Schnitt, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Pro Kopf wird nur in Luxemburg noch mehr Diesel getankt als in Österreich. Im Jahr 1990 wurde in Österreich noch um 26 Prozent mehr Benzin getankt als Diesel. Seither ist die getankte Menge an Benzin von 3,3 auf 2,2 Milliarden Liter im Vorjahr zurückgegangen, während sich die in Österreich getankte Dieselmenge von 2,4 auf 7,6 Milliarden Liter mehr als verdreifacht hat. Für heuer ist mit einer weiteren Zunahme auf rund 7,8 Milliarden Liter zu rechnen. Statistisch wurden im Vorjahr 0,63 Tonnen Diesel pro Kopf in Österreich getankt, im EU-Schnitt waren es 0,38 Tonnen, in Deutschland 0,40 Tonnen, in Italien 0,37 Tonnen und in den Niederlanden 0,34 Tonnen. In Italien kostet Diesel im Schnitt um 24 Cent pro Liter mehr als in Österreich. 

Ein Grund dafür ist, dass die Mineralölsteuer auf Diesel hierzulande um 8,5 Cent pro Liter niedriger ist als auf Eurosuper. Damit wird jedoch jener Treibstoff steuerlich begünstigt, der beim Verbrennen mehr gesundheitsschädliche Schadstoffe verursacht. Generell entstehen beim Verbrennen von Erdölprodukten, Kohle und anderen fossilen Energieträgern besonders viele gesundheitsschädlichen Schadstoffe. "Was bei Heizungen Öl und Kohle sind, sind im Verkehr Diesel und Benzin. Ein Ende der Abhängigkeit des Verkehrs von Erdöl ist nicht nur für den Klimaschutz wichtig, sondern auch für die Gesundheit der Bevölkerung", betont Rasmussen. Diesel ist besonders schädlich, denn beim Verbrennen von einem Liter Diesel entsteht mehr klimaschädliches CO2 als beim Verbrennen von einem Liter Eurosuper. Außerdem gilt bei Feinstaub: Je kleiner die Partikel, umso gefährlicher für die Gesundheit. Besonders große Mengen von Kleinstpartikeln sind in Dieselabgasen und durch die Direkteinspritzung auch bei immer mehr Benzin-Pkw enthalten. Für diesen PM1 und PM0,1-Feinstaub gibt es keine Grenzwerte. Für die etwas größeren PM2,5 (Feinstaubpartikel mit einem Durchmesser bis zu 2,5 Mikrometer) beträgt der Jahresgrenzwert 25 Mikrogramm PM2,5 pro Kubikmeter Luft, die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt einen Wert von 10. Der von der WHO empfohlene Wert wurde im Vorjahr in allen Bundesländern überschritten, am stärksten in Wolfsberg, gefolgt von Linz und Klagenfurt, berichtet der VCÖ.

"Die Steuerbegünstigung von Dieseltreibstoff ist nicht gerechtfertigt. Hier kann sich Österreich ein Beispiel an der Schweiz nehmen, wo Diesel seit langem gleich hoch besteuert wird wie Eurosuper", stellt Rasmussen fest. Laut WIFO beträgt die Steuerbegünstigung von Diesel mehr als 600 Millionen Euro pro  Jahr. Der größte Nutznießer der steuerlichen Begünstigung von Diesel ist der Lkw-Transit, der vor allem auf der Route zwischen Deutschland und Italien seine Tanks in Österreich günstig füllt. Immer wieder wird das Steuerprivileg für Diesel mit den  Transportpreisen und deren Einfluss auf die Preise von Konsumgütern verteidigt.  Doch Transportpreise haben nur einen sehr geringen Anteil am Preis von Konsumgütern. Der Spritpreis ist wiederum nur ein Teil der gesamten Transportkosten, womit der Spritpreis kaum spürbare  Auswirkungen auf den Preis der Konsumgüter hat. Das ist auch umgekehrt, wenn Spritpreise sinken, erkennbar: So kostet ein Liter Diesel heute rund 40 Cent pro Liter weniger als im Herbst 2012, was sich nicht in einer Preissenkung bei Konsumgütern niederschlug.

Der VCÖ weist zudem auf das von Österreich ratifizierte Klimaabkommen von Paris hin. Bis zum Jahr 2050 muss der Verkehrssektor ohne Erdöl und andere fossile Energieträger funktionieren. "Steuerbegünstigungen für fossile Energieträger sind nicht mehr zeitgemäß", stellt die VCÖ-Expertin fest und fordert, auch einen Zeitplan für ein Verkaufsende von Neuwagen mit Verbrennungsmotoren festzulegen. "Realistisch gesehen kann das Ende für Diesel und Benzin bei Neuwagen zwischen 2025 und 2030 erfolgen, je früher umso besser", so Rasmussen. Das klimafreundliche Mobilitätsangebot - vom Öffentlichen Verkehr, über Radfahren, Gehen bis zum E-Carsharing - ist stark auszubauen, ebenso ist der Anteil erneuerbarer Energie rascher zu erhöhen. "E-Autos leisten nur dann einen relevanten Beitrag zur Verringerung der CO2-Emissionen, wenn der Strom aus erneuerbarer Energie gewonnen wird", betont Rasmussen.