Bildnachweis: hurca.com - Fotolia.com
Das Land Kärnten vernetzt traditionelle Industrie mit kreativen Startups im ersten und einmaligen „Pulldock“ Österreichs. Eine Win-win-win-Strategie für Industrie, junge Unternehmen und Wirtschaftsstandort.
Die Einen gibt’s schon lange, sind erfahren, machen Umsatz, schaffen Arbeitsplätze, exportieren, wachsen, wurden zum Big Player. Die Anderen sind jung, haben irre Ideen, sind risikofreudig und geben Gas in Mini-Büros egal wo, haben Erfolg und sind so ganz anders. Die Rede ist von Kärntens traditioneller Industrie und den Startups, den neuen kreativen Gründern. „Es ist unsere Aufgabe, für den Anschub zu sorgen, dass die traditionelle und die moderne Wirtschaft zueinander finden, weil sie sich für eine Weiterentwicklung brauchen. Die einen haben, was die anderen brauchen“, erklärte Wirtschaftslandesrat Christian Benger. Zu diesem Zweck wurde erstmals in Österreich das Projekt „Pulldock – industrial innovation initiative“ ins Leben gerufen. Vernetzung sei die Überlebensstrategie schlechthin für Startups. „Es geht bei Wirtschaftsförderung nicht immer nur um Geld. Es geht auch darum, den Boden zu breiten, Impulse zu setzen“, sagte Benger.
Pulldock ist nichts anderes, als die dringend notwendige organisierte Vernetzung von jungen Querdenker-Unternehmen mit der heimischen Industrie. „Hier ist Brückenbauen die Wirtschaftsförderung. Die Vernetzung erfolgt über ganz konkrete Projekte, die die Industrie realisiert haben möchte und die den Startups in weiterer Folge als Referenz dienen“, beschrieb Benger.
Damit die Verkuppelung organisiert abläuft, hat das Wirtschaftsreferat des Landes Werner Wutscher, Business Angel und Ex-REWE-Chef, gewinnen können. Er begleitet den Prozess, sorgt fürs Näherkommen und Aneinandergewöhnen der Startups mit den Big Playern der Industrie. „Wir müssen die zwei Welten Old Economie und New Economie miteinander verbinden wenn sie wachsen wollen. Die Supertanker brauchen die kleinen Schnellboote und umgekehrt“, so Wutscher.
Startups hätten beispielsweise zwar eine Idee, aber kaum Erfahrung mit Kunden und Märkten und traditionelle Betriebe würden erkennen, dass Lösungen nicht immer im eigenen Betrieb zu finden sind. „Es entsteht eine Win-win-Situation: die Jungen lernen, werden marktfähig, die Traditionellen bekommen ihre Lösungen“, wies Wutscher hin. Weiters an Bord: build! Gründerzentrum, die beiden Hochschulen, die Wirtschaftskammer und die Industriellenvereinigung.
Die teilnehmenden Industriebetriebe haben konkrete Projekte, die einer innovativen Lösung bedürfen und die die Startups liefern sollen, mit neuen Zugängen, wie sie nur die jungen Kreativen haben. So zum Beispiel Philips in Klagenfurt. Philipp Smole, Philips Technical Lead New Value Space at Philips Consumer Lifestyle, Kooperationspartner für Startups, erklärt den Nutzen des Projektes: „Wir müssen neue Geschäftsfelder erschließen und haben deshalb für neue, junge Unternehmen eine offene Tür. Durch Startups kommt nicht nur eine neue Idee sondern auch eine neue Kultur in den Betrieb.“ Philips sei gerade dabei, ein Projekt mit einem Startup aus dem Pulldock-Prozess umzusetzen, weitere folgen.
Die großen Betriebe hätten laut Smole zwar den Zugang zum Kunden, oft fehle dann aber die zündende Idee, die die jungen Unternehmen mitbringen. „Die Win-win-Situation bindet uns aneinander“, so Smole. So verfügen Startups beispielsweise über keine Vertriebserfahrung oder über Regeln in Konzernen. „Für ihre Entwicklung müssen sie diese Dinge aber lernen. Das stellt Pulldock sicher“, ist Smole überzeugt.
Im Juni 2016 erfolgte der Startschuss von „Pulldock“ von Seiten des Wirtschaftsreferates des Landes. 2017 startete am Freitag mit einem Workshop in die 2.0-Phase. Acht namhafte Kärntner Industrie-Unternehmen sind auf den Zug aufgesprungen: Lam Research, flex, Ortner Reinraumtechnik, Sico Technologies, Stadtwerke Klagenfurt, Infineon, Philips und cms electronics sind mit konkreten Projekten für Startups dabei.
Infos:
WER? – Das Wirtschaftsressort der Landesregierung organisiert mit pulldock ein in Österreich einzigartiges Kooperationsprogramm zwischen Leitbetrieben der Industrie und internationalen Startups. 2016: 100.000 Euro dafür aus dem Wirtschaftsreferat, 2017 weniger, weil teilnehmenden Firmen selbst mitfinanzieren
WAS? – Organisierte und begleitete Vernetzung von Leitbetrieben mit jungen, kreativen Startups. Startups setzen konkrete Projekte für Industriebetriebe um. Etablierte Industriebetriebe nutzen das Know-how von innovativen Startups, um sich weiter zu entwickeln.
WIE? - In mehreren Workshops, die von Business Angel Werner Wutscher moderiert werden, wurden die für Kärnten wichtigen Entwicklungsthemen (wie Connected Industry (Industrie 4.0) bzw. Connectivity (Internet of Things) und/oder Logistics/Mobility) festgelegt, unter diesen die Projekte umgesetzt werden sollten. Über Pioneers wurden die Startups für die umzusetzenden Projekte in diesem Aufgabengebiet gezielt gescoutet und für das Matching mit den Leitbetrieben nach Kärnten eingeladen. Die entstehenden Kooperationen werden über das bestehende regionale Startup-Ökosystem bestmöglich begleitet, um nachhaltig Innovationen und Wachstum in Kärnten sicherzustellen.
Quelle: Büro LR Benger, 30.01.2017
Redaktion: Robitsch/Böhm