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Der VCÖ fordert erneut verstärkte Maßnahmen zur Verringerung des Kfz-Verkehrs und eine Abschaffung der Steuerbegünstigung von Diesel.
In Österreich war im heurigen Jänner die Feinstaub- und Stickstoffdioxid-Belastung höher als im Jänner 2016, fast der VCÖ die erste Luftgütebilanz des heurigen Jahres zusammen. Der höchsten Feinstaubbelastung war Graz ausgesetzt, wo bereits an 20 Tagen zu viel Feinstaub in der Luft war. Die höchste Stickstoffdioxid-Belastung weist Tirol auf, auch in Salzburg und Vorarlberg ist die Belastung mit gesundheitsschädlichem NO2 hoch. Der VCÖ spricht sich für den verstärkten Ausbau umweltfreundlicher Mobilitätsangebote aus.
Der heurige Jänner war durch Kälte und schlechte Luftqualität geprägt. Eine aktuelle VCÖ-Analyse der Daten der einzelnen Bundesländer zeigt, dass in weiten Teilen Österreichs die Belastung mit Feinstaub (PM10) aber auch mit Stickstoffdioxid (NO2) deutlich höher war als im Jänner des Vorjahres. Einzig in Graz und in Klagenfurt war bereits im Vorjahr die Belastung hoch. Die höchste Belastung mit gesundheitsschädlichem Stickstoffdioxid weist Tirol auf. Bei Vomp an der A12 wurde heuer bereits an 23 Tagen der Tagesmittelwert von 80 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft überschritten, im Vorjahr war das an 15 Tagen der Fall, macht der VCÖ aufmerksam. Der Jahresgrenzwert liegt bei 35 Mikrogramm NO2. "Hauptverursacher von Stickstoffdioxid sind Dieselfahrzeuge. Wo viele Lkw und Diesel-Pkw fahren, wird die Luft mit großen Mengen an Stickoxiden verschmutzt. Verschärft wird die Situation, weil moderne Diesel-Pkw beim Fahren auf der Straße im Schnitt sechs Mal so viele Stickoxide ausstoßen wie im Labor ermittelt wurde", betont VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen.
Laut europäischem Forschungsinstitut ICCT emittieren neue Diesel-Pkw im Schnitt doppelt so viele Stickoxide wie neue Lkw. "Bei Lkw findet seit einigen Jahren der Abgastest beim Fahren auf der Straße statt. Und das wirkt, wie man sieht", erklärt Rasmussen. Dass Diesel trotz der großen Gesundheitsschädlichkeit um 8,5 Cent pro Liter niedriger besteuert wird, ist kontraproduktiv.
Die Feinstaubbelastung war im Jänner wiederum in Graz am höchsten. An 20 Tagen wurde in der steirischen Landeshauptstadt der Tagesgrenzwert von 50 Mikrogramm PM10 pro Kubikmeter Luft überschritten. Der Jahresgrenzwert liegt bei 25 Tagen mit zu hoher Feinstaubbelastung. Sehr hoch war die Feinstaubbelastung auch im burgenländischen Kittsee sowie in mehreren Orten Kärntens und der Steiermark. Auch in Niederösterreich, Wien, Oberösterreich und Salzburg wurde zahlreichen Orten an mehr als zehn Tagen eine zu hohe Feinstaubbelastung gemessen, berichtet der VCÖ.
Hauptverursacher von Feinstaub sind Verkehr, Industrie und Hausbrand. Da Luft keine Grenzen hat, wird auch Feinstaub aus anderen Ländern nach Österreich verfrachtet. Das ist der Grund, warum in Kittsee die Belastung so hoch ist. "Die Messvorgaben der EU weisen zwei zentrale Mängel auf: Es wird vor allem grobkörniger Feinstaub gemessen, aber nicht der Ultra-Feinstaub, der am gefährlichsten ist. Und es wird nur das Gewicht gemessen, aus Gesundheitssicht ist aber die Anzahl der Partikel entscheidend", so die VCÖ-Expertin.
Ein grobkörniges Feinstaubkorn hat dasselbe Gewicht wie tausende Kleinstpartikel. Doch während grobkörniger Feinstaub in den oberen Atemwegen "hängen" bleibt, gelangen Kleinstpartikel bis in die Lungenbläschen und den Blutkreislauf und können zu schweren Lungenschäden sowie Herzerkrankungen führen. Bei den kleinsten Feinstaub-Partikeln spielen zudem die lokalen Verursacher die Hauptrolle. Messungen in Wien im Winter des Vorjahres haben an verkehrsfernen Orten eine Ultra-Feinstaub Belastung von rund 4.000 Partikel pro Kubikzentimeter Luft ergeben. Die höchste fünfminütige Durchschnittsbelastung am stark befahrenen Gürtel war mit rund 114.000 Partikeln fast 30 Mal so hoch. Die höchste Belastung wurde im Autoinneren mit bis zu 230.000 Partikeln gemessen.
Der VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen, um den Kfz-Verkehr in Ballungsräumen zu verringern. "Das umweltfreundliche Mobilitätsangebot muss stärker ausgebaut werden. Es braucht mehr Bahnverbindungen vom Umland in die Städte, das S-Bahnnetz ist auszubauen", betont Rasmussen. Zudem ist der Lkw-Verkehr insbesondere auf den Transitrouten zu verringern. Insgesamt führen viele Klimaschutzmaßnahmen auch zu einer besseren Luftqualität. "Je früher das Verbrennen fossiler Energieträger, wie Heizöl, Kohle oder Diesel und Benzin beendet wird, umso weniger Schadstoffe gelangen in unsere Luft", so Rasmussen.