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Durch neuen Nachweis können Kompetenzen aus Freiwilligenarbeit einheitlich dokumentiert und auf Arbeitsmarkt eingebracht werden.
Mehr als ein Viertel der österreichischen Bevölkerung, also rund zwei Millionen Menschen, engagieren sich freiwillig in Vereinen oder Organisationen und leisten damit einen wesentlichen Beitrag für die Gesellschaft. Freiwillige helfen anderen Menschen in ihrer Umgebung und entwickeln dabei gleichzeitig eigene Kompetenzen weiter, die auch am Arbeitsmarkt vielfach gefragt sind. „Die Arbeit der Freiwilligen in Österreich ist nicht nur ungeheuer wichtig, sondern gleichzeitig unglaublich vielseitig. Egal ob es um die Mitarbeit bei Rettungsorganisationen, Hilfe für ältere Menschen, Jugendarbeit oder die Betreuung von Menschen, die nach Österreich geflohen sind, geht – jede einzelne Tätigkeit ist wertvoll und auf ihre Art herausfordernd und lehrreich“, betont Sozialminister Alois Stöger bei der Präsentation des neuen Freiwilligennachweises im Rahmen einer Pressekonferenz in Linz. „Durch den neuen Nachweis können die im Rahmen der Freiwilligentätigkeit entwickelten Kompetenzen erstmals einheitlich dokumentiert werden“, so Stöger.
Durch den neuen Nachweis können Freiwillige künftig gemeinsam mit VertreterInnen ihrer Organisation ein Kompetenzprofil erstellen, in dem die persönlichen Lernprozesse aus ihrer ehrenamtlichen Arbeit abgebildet werden. Organisationen steht dabei ein Leitfaden zur Verfügung, der das Herausarbeiten der wichtigsten Kompetenzen erleichtert und die österreichweit einheitliche Beschreibung gewährleistet. „Ausbildung und Qualifizierung sind wichtige Grundlagen für das gesamte Erwerbsleben. Mit dem neuen Freiwilligennachweis setzen wir einen wichtigen Schritt, um alle Fähigkeiten der Freiwilligen – und damit auch ihre großartige Leistung für unsere Gesellschaft – sichtbarer zu machen“, erklärt Stöger die Vorteile des neuen Nachweises, der mit Unterstützung des Arbeitsmarktservice (AMS) und der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) umgesetzt wurde.
Gerstorfer: „Freiwilliges Engagement ist eindrucksvoller Beleg für sozialen Zusammenhalt“
Im gemeinsamen Pressegespräch mit Nicole Sonnleitner, Leiterin des Unabhängigen LandesFreiwilligenzentrums (ULF), Wolfgang Kellner, Projektleiter des Rings Österreichischer Bildungswerke (RÖB) und Franz Keplinger, Rektor der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz, unterstreicht auch Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer den Wert freiwilligen Engagements: „Die Millionen Stunden, die in freiwilliger Arbeit geleistet werden, sind ein eindrucksvoller Beleg für den sozialen Zusammenhalt in Österreich. Ich danke allen die sich engagieren und freue mich, dass wir die Freiwilligen mit dem neuen Nachweis jetzt auch im Arbeitsleben unterstützen können.“
„Der neue Freiwilligennachweis verdeutlicht, dass freiwilliges Engagement immer auch ein Erwerb wertvoller sozialer und fachlicher Kompetenzen ist“, freut sich auch Nicole Sonnleitner, die Leiterin des Unabhängigen LandesFreiwilligenzentrums (ULF) Oberösterreich. „Wir versuchen mit unserer Arbeit verstärkt auch junge Menschen für Freiwilligenarbeit zu begeistern. Die neuen Möglichkeiten zur Anerkennung der dabei erworbenen Fähigkeiten sind eine wertvolle Unterstützung“, so Sonnleitner weiter.
Erstmals österreichweit einheitliches Format zur Kompetenzerfassung
Die Weiterentwicklung des „Nachweises über freiwillige Tätigkeiten“ erfolgte nach dem Konzept „Kompetenz+Beratung“ des Bildungsministeriums. Beauftragt wurden damit das Österreichische Institut für Berufsbildungsforschung (ÖIBF) und der Ring Österreichischer Bildungswerke (RÖB). „Das non-formale und informelle Lernen wird in ganz Europa immer weiter aufgewertet. Deshalb gehen wir beim neuen Freiwilligennachweis von den bewährten Methoden der ganzheitlichen Kompetenzerfassung von Wissen, Können und Handeln aus. Er trägt damit in besonderer Weise zu mehr Orientierung und Aktivierung in der Bildungsplanung junger Menschen und in der persönlichen Weiterentwicklung, ebenso wie zur Anerkennung im gesamten Berufsleben bei“, erläutert RÖB-Projektleiter Wolfgang Kellner.
Franz Keplinger, Rektor der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz, an der die Veranstaltung stattgefunden hat, präsentierte das Pilotprojekt „Lernen.Engagement.Verantwortung“, in dem das freiwillige Engagement der Studierenden direkt mit dem fachlichen Lernen verbunden wird: „Mit Lernen durch Engagement können unsere Studierenden ihre Erfahrungen aus gesellschaftlichem Engagement mit den Unterrichtsinhalten verknüpfen und theoriebegleitet diskutieren, reflektieren und analysieren.“