wirtschaft politik service

Equal Pay Day 2017: Verteilungsgerechtigkeit bei Erwerbsarbeit

Im Jahr 2017 fällt der Equal Pay Day, also jener Tag, an dem Vollzeit arbeitende Männer bereits das Jahreseinkommen von Vollzeit arbeitenden Frauen erreicht haben, auf den 13. Oktober.

Für Frauen bedeutet dies ein Minus von 21,7 Prozentpunkten gegenüber dem Jahreseinkommen der Männer. Einer der Gründe dafür liegt in der immer noch ungleichen Beteiligung von Männern und Frauen an der unbezahlten Arbeit – aber auch an der Erwerbsarbeit.

Unbezahlte Arbeit

86 Prozent der Väter von einem oder mehreren Kindern bis 15 Jahren sind Vollzeit beschäftigt, bei Frauen sind dies nur 18 Prozent. Auch der Großteil der bezahlten Überstunden wird von Männern verrichtet. Bei der unbezahlten Arbeit verhält es sich genau anders herum – zwei Drittel von Hausarbeit, Kinderbetreuung und Pflege älterer Menschen verrichten Frauen. Frauen kommen, wenn bei beiden Geschlechtern bezahlte und unbezahlte Arbeit zusammengerechnet werden, auch auf eine höhere Wochenarbeitszeit als Männer. Laut Zeitverwendungsstudie arbeiten Männer 64,3 Stunden pro Woche, 75 Prozent davon bezahlt, Frauen hingegen arbeiten 66 Stunden, allerdings nur 59 Prozent davon bezahlt.

Gesunde Vollzeit für alle

Männer landen in der Überstunden-, Frauen in der Teilzeitfalle. Derzeit arbeiten Frauen zu 48 Prozent Teilzeit, im Jahr 1994 waren es noch 26 Prozent gewesen. Die Erwerbsbeteiligung der Frauen hat sich dafür erhöht, sie ist von 59 im Jahr 1994 auf 67 Prozent im Jahr 2015 angestiegen. Frauen kommt dabei immer mehr die Rolle der Zuverdienerinnen zu. Und vor allem – ein Gutteil der Teilzeitbeschäftigten will dies nicht. Eine Auswertung des Mikrozensus im Auftrag der AK hat ergeben, dass Teilzeitarbeitskräfte um 2 Stunden und 42 Minuten länger arbeiten wollen, Vollzeitarbeitskräfte wollen 1 Stunde und 48 Minuten kürzer arbeiten.

Eine Umverteilung sowohl von bezahlter Erwerbsarbeit als auch von unbezahlter Hausarbeit fordert daher der Frauenausschuss des Österreichischen Städtebundes.

Unter dem Titel „Gesunde Vollzeit“ startet er eine Online-Befragung zum Thema Wochenarbeitszeit und gewünschter Wochenarbeitszeit (www.staedtebund.gv.at/gesundevollzeit.html) „Eine gerechtere Verteilung der Erwerbsarbeit führt auch zu einer gerechteren Verteilung der unbezahlten Arbeit. Sie führt dazu, dass Frauengehälter nicht so angesetzt werden, dass sich maximal eine Rolle als Zuverdienerin ausgeht“ zeigt sich die Vorsitzende des Frauenausschusses Sandra Frauenberger überzeugt.

Angebot an Kindergartenplätzen entscheidend

Entscheidend in der Frage des Frauenerwerbs ist das Angebot an adäquaten Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Sehr viel hat sich hier in den letzten Jahren bewegt – auch mit finanzieller Beteiligung des Bundes. Von einer flächendeckenden Versorgung mit Ganztagesplätzen – vor allem im ländlichen Raum - kann aber noch immer nicht die Rede sein. „Als Städte und Gemeinden leisten wir einen wesentlichen Beitrag, indem wir hochwertige Kinderbetreuungsplätze anbieten, damit es für Frauen möglich wird, die Hälfte des Haushaltseinkommens beitragen zu können - und später von der eigenen Pension leben zu können.“, so Ausschussvorsitzende Sandra Frauenberger abschließend. Der Equal Pension Day war heuer – sehr ernüchternd – wieder wie im Vorjahr auf den 27. Juli gefallen.

Anreize für Eltern zur partnerschaftlichen Teilung

„Es braucht mehr Anreize, damit Männer ebenfalls in Karenz gehen und nicht wie derzeit üblich, wenn überhaupt, nur die Minimaldauer von zwei Monaten Karenz in Anspruch nehmen,“ sagt Thomas Weninger, Generalsekretär des Österreichischen Städtebundes. „Die derzeit diskutierte Verlängerung der 15a-Vereinbarung zum Ausbau der Kinderbetreuung ist jedenfalls ein wichtiger erster Schritt“, so Weninger abschließend.

Tabelle 1: österreichweiter Equal Pay Day seit 2010

2010: 29. September
2011: 4. Oktober
2012: 6. Oktober
2013: 8. Oktober
2014: 10. Oktober
2015: 10. Oktober
2016: 11. Oktober

2017: 13. Oktober
Quelle: AK OÖ, Lohnsteuerstatistik, Statistik Austria

Equal Pay Day 2017 nach Bundesländern (in Klammer Verbesserung zum Vorjahr in Prozentpunkten)

Vorarlberg:                 16. September (+ 0,49 Prozent)
Oberösterreich:          27. September (+ 0,67 Prozent)
Tirol:                          3. Oktober (+ 0,51 Prozent)
Salzburg:                   3. Oktober (+ 0,10 Prozent)
Steiermark:                9. Oktober (+ 0,66 Prozent)
Niederösterreich:       11. Oktober (+ 0,63 Prozent)
Kärnten:                   15. Oktober (+ 0,63 Prozent)
Burgenland:              16. Oktober (+ 0,64 Prozent)
Wien:                        30. Oktober (+ 0,92 Prozent)

Österreich:              13. Oktober  (+ 0,64 Prozent)

AK OÖ, Lohnsteuerstatistik 2015, Statistik Austria
 

Quelle: Österreichischer Städtebund