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Stadtumlandkooperationen sind Impulsräume für die ganze Region“, betonte die Lienzer Bürgermeisterin Elisabeth Blanik. ©Markus Mayr

 

5. Stadtregionstag

Wie gelingt „Ein gutes Leben für die Zukunft – in Stadt und Land“ – darüber diskutierten die rund 100 Teilnehmer im „Zukunftsraum Lienzer Talboden“.

Stadtregionen sind und bleiben die Dynamos der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung und sind ein wichtiger Schlüssel zur Verhinderung von Abwanderung aus der Peripherie. Zwei Drittel der Österreicher leben in Städten oder im städtischen Umland. Die Ballungsräume Wien, Graz, Linz oder Innsbruck, aber auch Kleinstädte wie Lienz oder Wels erbringen als Stadtregionen  Leistungen, die auch benachbarten Regionen zugutekommen, und sind Treiber der Wettbewerbsfähigkeit - national ebenso wie international.  

Welche Rolle spielen Stadtregionen für ihr Umland? Welche Faktoren sind entscheidend für die Entwicklung der Region? Welche Faktoren sind geeignet, Menschen in peripheren Regionen zu halten und damit die Region als Lebensraum attraktiv zu machen? Diese brennenden Zukunftsthemen wurden beim 5. Internationalen Stadtregionstag in Lienz am 18 und 19. Oktober diskutiert.

Stark wachsende Stadtregionen

Die meisten Stadtregionen zeichnen sich durch Wachstum aus und haben daher einen erhöhten Steuerungsbedarf bei der Gemeindegrenzen überschreitenden Entwicklung. Nicht nur in der Metropolregion Wien verzeichnen auch die Umlandgemeinden hohe Bevölkerungszuwächse. Damit einher geht ein steigender Mobilitätsbedarf der Pendler, diese werden zur sogenannten „Tagesbevölkerung“ in den Kernstädten und zusätzliche Nutzer der urbanen Infrastrukturen – bis sie am Ende des Tages wieder in ihre Heimatgemeinde im Einzugsbereich der Städte zurückkehren.

Österreichische Raumordnungskonferenz

Um für diese Anforderungen ein österreichweites Bewusstsein zu schaffen und mit dem Ziel, eine österreichische Stadtregionspolitik zu etablieren, wurde 2012 die „Kooperationsplattform Stadtregion“ ins Leben gerufen. Den strategischen Handlungsrahmen lieferte das Österreichische Raumentwicklungskonzept 2011 – für die Umsetzung sind die Mitglieder der Österreichischen Raumordnungskonferenz in ihren Wirkungsbereichen zuständig. Hier war der Österreichische Städtebund von Beginn an federführender Partner und setzt sich auch nach Ende der offiziellen Partnerschaft aktiv dafür ein, dass die gemeinsam erarbeiteten Ergebnisse - österreichweit abgestimmte Empfehlungen und ein Fahrplan für die weitere Umsetzung -nicht abgelegt, sondern weiter behandelt und stärker berücksichtigt

Chancengleichheit im Standortfaktor

Ein wesentliches Element ist dabei der 2013 erstmals veranstaltete Stadtregionstag, der die Stadtregionsakteure aus ganz Österreich zum alljährlichen Austausch und Voneinander Lernen zusammenbringt. Dieses Jahr  tagte man in Lienz/Osttirol, um vom Gewinner des 2017 erstmals verliehenen Gemeindekooperationspreises, dem „Zukunftsraum Lienzer Talboden“, mehr über dessen Zusammenarbeit und die Erfolgsprojekte zu erfahren. Unter anderem wurde in ein gemeinsames, kommunales  Glasfasernetz investiert, um möglichst viele Betriebe und Haushalte mit „ultraschnellem Internet“ zu versorgen. So wird im gesamten Verbund die Chancengleichheit im Standortfaktor der digitalen Erreichbarkeit gewährleistet. Auch die diesjährigen Schwerpunktthemen Wirtschaft (Innenstadtbelebung ebenso wie regionale Standortpolitik), Digitalisierung (Breitband sowie Bildungseinrichtung), (grenzüberschreitende) Kooperationsformen  und EU-Förderungen orientieren sich an den Lienzer Erfolgen. Das alles auch vor dem Hintergrund der am Vortag abgehaltenen Veranstaltung, die sich mit Abwanderungsregionen beschäftigt. In einem abendlichen Vernetzungstreffen brachten die Abwanderungsräume ebenso wie die Stadtregionen ihre jeweiligen Positionen und Strategien für ein „Gutes Leben für die Zukunft“ vor.

Gemeinsame Strategie

Stadtumlandkooperationen sind Impulsräume für die ganze Region“, betont die Lienzer Bürgermeisterin Elisabeth Blanik. „Dadurch werden innovative Reize gesetzt, Infrastrukturen bereitgestellt und Arbeitsplätze geschaffen, wodurch wir wettbewerbsfähiger werden.“ „Wir brauchen eine gemeinsame Strategie und einen gemeinsamen Wirtschaftsraum“, “, sagt Oskar Januschke, Stadtmarketing-Chef der Stadt Lienz. „We have to compete and to cooperate at the same time. Das heißt, wir stehen im Wettbewerb und werden intensiv kooperieren müssen, um in diesem Wettbewerb zu bestehen“.

Daseinsvorsorge und Lebensqualität

Generalsekretär Thomas Weninger, Österreichischer Städtebund: „Die „zweite Urbanisierung“ ist noch lange nicht vorüber – Städte und ihr Umland werden in ganz Österreich weiter wachsen. Um die Lebensqualität in diesen Räumen aufrecht zu erhalten, müssen sich tragfähige Governance-Strukturen etablieren. Wir dürfen nicht länger Stadt und Land gegeneinander ausspielen – schon gar nicht durch einen „Masterplan Ländlicher Raum“, so Weninger.  Und weiter: „Wir müssen in funktionalen Räumen denken, planen und entwickeln sowie die regionalen Versorgungszentren stärken, um für die Bevölkerung in allen österreichischen Regionen die bestmögliche Daseinsvorsorge und Lebensqualität in zumutbarer Erreichbarkeit sicherzustellen. Beim stadtregionalen öffentlichen Verkehr sind dank des Einsatzes des Städtebundes bereits wichtige Weiterentwicklungen auf nationaler Ebene angestoßen worden. In Lienz lernen wir insbesondere, wie man stadtregionale Kooperation sogar über Staatsgrenzen hinaus „leben“ kann. Die Themen werden uns nicht ausgehen – die Lösungen mit Sicherheit ebenfalls nicht.“

Mehr unter: www.staedtebund.gv.at