Lehrpraxen, die Vernetzung von Ärztinnen und Ärzten und ein Lehrstuhl für Allgemeinmedizin an allen medizinischen Universitäten: Das sind einige der gemeinsame Maßnahmen im Kampf gegen den Mangel an Ärztinnen und Ärzten, die im Mittelpunkt eines Arbeitsgesprächs zwischen Gesundheits- und Spitalsreferent Landeshauptmann-Stellvertreter Christian Stöckl und dem Vorsitzenden des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger, Alexander Biach, stande
"Die Lehrpraxis ist ein wesentlicher Grundpfeiler in der Ausbildung von Hausärztinnen und Hausärzten. Wenn erfahrene Ärztinnen und Ärzte ihr Wissen weiter geben, profitieren nicht nur Jung-Medizinerinnen und -Mediziner, sondern auch die Patientinnen und Patienten. Die vielen Rückmeldungen von angehenden Medizinerinnen und Medizinern zeigen uns, dass der Eintritt in eine Lehrpraxis in den meisten Fällen der entscheidende Schritt ist, um in die Allgemeinmedizin zu gehen. Dort bekommen die jungen Medizinerinnen und Mediziner die entsprechende Sicherheit", ist Stöckl überzeugt.
Alexander Biach vom Hauptverband der Sozialversicherungen beim Treffen mit dem Salzburger Landeshauptmann-Stellvertreter Christian Stöckl.
Die Lehrpraxis bietet in Ausbildung stehenden Ärztinnen und Ärzten die Möglichkeit, nach der 27-monatigen Praxis in einem Krankenhaus sechs Monate bei einem Allgemeinmediziner oder einer Allgemeinmedizinerin mitzuarbeiten. Dabei können sie von einer Hausärztin oder einem Hausarzt die für das Fach relevanten Inhalte, die im Krankenhaus oft zu kurz kommen, kennenlernen und sich aneignen. Ab Mitte 2018 kommen die ersten Ärztinnen und Ärzte, die ihre Ausbildung nach der neuen Ausbildungsordnung absolvieren, in die verpflichtende Lehrpraxis.
"Die nun bundesweit einheitliche Finanzierung von Lehrpraxen für die Allgemeinmedizin ist ein gelungenes Beispiel für die gute Zusammenarbeit zwischen den Ländern, den Sozialversicherungen und der Ärztekammer", sind sich Stöckl und Biach einig.
Gruppenpraxen attraktiv für Mediziner und Patienten
Um den Nachwuchs in der Allgemeinmedizin zu sichern, braucht es für Stöckl und Biach zeitgemäße und attraktive Rahmenbedingungen: "Die Herausforderungen der Zeit erfordern entsprechende Formen der Zusammenarbeit und Vernetzung, die unterstützt und gefördert werden müssen. So muss unter anderem die Einrichtung von Gruppenpraxen erleichtert werden. Es muss in Zukunft auch ermöglicht werden, dass Ärztinnen und Ärzte andere Ärztinnen und Ärzte anstellen dürfen. Mit der Vernetzung von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten steht und fällt die Versorgung der Patientinnen und Patienten", so Stöckl, der als positives Beispiel in Salzburg das Gesundheitsnetzwerk Wallersee erwähnt.
Laut Biach werden auch die Primärversorgungseinheiten zu einer Stärkung des niedergelassenen Bereiches führen. "Derzeit wird mit dem Gesamtvertrag eine wichtige Hürde für die Umsetzung des Primärversorgungsgesetzes verhandelt. Die Gespräche mit der Ärztekammer verlaufen sehr positiv", so der Vorsitzende. In Salzburg wird aktuell im Tennengau eine Primärversorgungs-Modellregion aufgebaut.
Lehrstuhl für Allgemeinmedizin an jeder Med-Uni
Um die Allgemeinmedizin schon in der Ausbildung aufzuwerten und ihr einen entsprechenden Stellenwert einzuräumen, fordern Stöckl und Biach an allen medizinischen Universtäten einen Lehrstuhl für Allgemeinmedizin. "Zudem soll es künftig auch den Titel Facharzt oder Fachärztin für Allgemeinmedizin geben", erneuerte Stöckl seinen Wunsch.
Selbstverwaltung muss bleiben
Bei der geplanten Zusammenlegung der Sozialversicherungsträger ist es für Stöckl und Biach unverzichtbar, dass auch weiterhin die regionalen Bedürfnisse berücksichtigt werden und das bewährte System der Selbstverwaltung aufrechterhalten wird. "Ich habe Verständnis, dass es – so wie bisher – einen gewissen finanziellen Ausgleich gibt. Flexibilität zwischen den einzelnen Kassen ist notwendig. Die in Salzburg erwirtschafteten Gelder müssen aber in Salzburg bleiben, damit sie auch in unserem Land wieder für die Patientinnen und Patienten eingesetzt werden können. Wir wollen selber planen, was mit unseren Geldern passiert. Und dabei können die Entscheidungen flexibel und den regionalen Gegebenheiten entsprechend getroffen werden", betont Stöckl.
Das Beispiel der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt AUVA zeigt für Biach, dass Zusammenarbeit zwischen Ländern und Sozialversicherung die bei Reformen eingeforderte Effizienz bringen kann. "Dabei wird gerade in Salzburg mit der geplanten Kooperation zwischen dem Landeskrankenhaus und dem Unfallkrankenhaus ein positives Reformbeispiel mit langfristigen Einsparungsmöglichkeiten durch die Nutzung von Synergien umgesetzt", so Biach.
Beste Medikamente, aber Kostenrahmen einhalten
Ein wichtiges Thema des Arbeitsgespräches war die Finanzierung von hochpreisigen Medikamenten. Diese können pro Patientin und Patient jährlich eine Million Euro und mehr betragen. Hintergrund ist der rasche medizinische Fortschritt in der Forschung und die damit verbundene Entwicklung von neuen und hochpreisigen Medikamenten, die die Krankenanstaltenträger bei der Finanzierung dieser Leistungen zunehmend unter Druck setzen. "Ziel muss es sein, dass die Finanzierung der modernsten medizinischen Möglichkeiten in Abstimmung zwischen dem intramuralen und extramuralen Bereich erfolgt. Es geht darum, weiterhin bestmögliche Therapiemöglichkeiten mit den besten Medikamenten für die Patientinnen und Patienten sicherzustellen und gleichzeitig den Kostenrahmen einzuhalten", so Stöckl.
Salzburger Landeskorrespondenz